Die Lewy-Körper-Demenz gilt als die zweithäufigste Form der Demenzerkrankungen und kommt bei 10 bis 15 Prozent der Demenzerkrankten vor.
Die Lewy-Körper-Demenz, die auch als Lewy-Body-Demenz bezeichnet wird, ist eine Form der Demenzerkrankung, bei der abnormale Proteine in den Gehirnzellen entstehen. Sie kommt meist bei älteren Erwachsenen, ab einem Alter von 65 Jahren, vor.
Wer an Lewy-Körper-Demenz erkrankt ist, der hat neben den typischen Merkmalen des Morbus Alzheimer auch Einschlusskörper in den Nervenzellen der Großhirnrinde. Diese werden als Lewy-Körper bezeichnet und wurden vom deutschen Nervenarzt Friedrich H. Lewy benannt. Sie sind namensgebend für die Erkrankung. Diese Körperchen sind anormale Ansammlungen von Eiweiß, sogenannte Proteinaggregate, die die Bildung von Dopamin hemmen. Damit kann es zu den typischen Symptomen einer Alzheimer- und Parkinson-Erkrankung kommen.
Seit dem Jahr 1989 ist auch bekannt und erwiesen, dass diese Lewy-Körper auch bei Demenzerkrankungen vorkommen. Was genau zur Bildung dieser Ansammlungen führt, ist derzeit noch nicht bekannt. In manchen Fällen kann die Erkrankung auf bestimmte Veränderung im Erbgut der Betroffenen zurückführen. Betroffen sind dann die gleichen Gene wie bei der Entwicklung der klassischen Parkinson-Erkrankung. Dazu gehört vor allem das Auftreten des Proteins Alpha-Synuclein, das auf gewisse Nervenzellen im Körper toxisch wirkt.
Das größte Risiko, an einer Lewy-Körper-Demenz zu erkranken, haben vor allem Männer und Personen, die älter als 60 Jahre sind. Auch Personen, in deren Familien es vermehrt zu Parkinson-Krankheiten oder Alzheimer-Erkrankungen kommt, gehören zur Risikogruppe.
Wer an einer Lewy-Körper-Demenz leidet, der zeigt vor allem Schwierigkeiten beim Denken, aber auch Erinnern und Planen bzw. Schlussfolgern. Weitere Symptome sind
Während die Gedächtnisstörung der Betroffenen bei einer Lewy-Körper-Demenz fortschreitend ist, zeigen sie auffällig rasche Schwankungen, was ihre geistigen Fähigkeiten, sowie Konzentration und Müdigkeit im Tagesverlauf betrifft. Bereits sehr früh können auch optische Halluzinationen auftreten, in denen beispielsweise Menschen oder Tiere wahrgenommen werden. Zudem kommt es zu einem stark ausgeprägten Parkinson-Syndrom, wobei es zu einer Neigung auf eine Körperseite im Stehen kommt. Das sogenannte Pisa-Syndrom definiert dies während des Gangs.
Ebenso kann es zu einem vornüber gebeugten und kleinschrittigem Gangbild und zu einer stark reduzierten Ausdrucksbewegung im Gesicht, die auch als Hypomimie bezeichnet wird, kommen. Wie bei anderen Demenzerkrankungen treten auch vermehrt hypotone Kreislaufstörungen, also niedriger Blutdruck auf, ebenso wie eine Urininkontinenz.
Die Diagnosestellung bei der Lewy-Körper-Demenz erfolgt durch eine Bewertung der Symptome durch den behandelnden Arzt bzw. einer neurologischen Untersuchung und einer Einschätzung der geistigen Fähigkeiten, etwa des Gedächtnisses. Häufig werden auch Bluttests sowie eine CT- bzw. MRT-Untersuchung durchgeführt, um andere Ursachen für die auftretenden Beschwerden abgrenzen zu können.
Wird durch den behandelnden Arzt festgestellt, dass beim Patienten eine Demenzerkrankung vorliegt, wird weiter abgeklärt, ob es sich dabei um die Lewy-Körper-Demenz handelt. Dabei kommen Untersuchen wie eine Positronen-Emissions-Tomographie, kurz PET, oder aber ein Einzelphotonen-Emissions-CT, kurz SPECT, zum Einsatz. Dabei wird ein Stoff, der einen radioaktiven Tracer enthält, in eine Vene gespritzt, der sich in einem bestimmten Organ in der Folge ansammelt. Eine Gammastrahlenkamera, die mit einem Computer verbunden ist, kann die Radioaktivität erfassen und gemeinsam mit dem Computer Bilder des untersuchten Organs herstellen.
Für die Erkrankung an der Lewy-Körper-Demenz gibt es aktuell keine Heilung. Es ist allerdings möglich, die Symptome zu lindern bzw. zu bekämpfen. Dabei macht es Sinn, dass in die Therapie neben dem ärztlichen Rat auch Ergotherapeuten sowie Physiotherapeuten einbezogen werden. Diese können gemeinsam eine Strategie entwickeln, wie der Betroffene mit seinen alltäglichen Problemen aufgrund der Erkrankung an der Lewy-Körper-Demenz besser zurecht kommt.
Verschriebene Medikamente dienen dazu, das Denkvermögen sowie die Erinnerungsfähigkeit zu verbessern, abgesehen davon sind sie zur Linderung des typischen Zitterns bzw. der Steifheit der Gelenke vorgesehen. Auch Arzneien, die die Schlafqualität erhöhen, kommen zum Einsatz.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Medikamente, die bei der Lewy-Körper-Demenz verabreicht werden, im sogenannte Off-label-use verschrieben werden. Das heißt, ihre Gabe erfolgt anhand eines individuellen Nutzen-Risiko-Abwägens durch den behandelnden Arzt bzw. auch unter Einbeziehung des Betroffenen bzw. seiner Angehörigen. Die Arzneien sind nicht speziell zugelassen.
Parkinson-typische Bewegungsstörungen können bei einem Therapieansatz mit L-Dopa behandelt werden. Allerdings kann dies die Symptomatik der Halluzinationen bzw. der Wahnvorstellungen verstärken, weshalb sie in sehr niedriger Dosis und nur in Einzelfällen verwendet wird. Die Bewegungsstörungen können allerdings nicht anderweitig behandelt werden.
Man geht davon aus, dass die psychotischen Störungen, also die Halluzinationen, aufgrund eines Acetylcholin-Mangels im Gehirn auftreten. Acetylcholin gilt als einer der wichtigsten Neurotransmitter im Menschen. Um den Mangel zu lindern, werden Cholinesterasehemmer, beispielsweise Denopezil oder Rivastigmin und Galantamin verschrieben. Auch Neuroleptiker wie Clozapin und Quetiapin können verabreicht werden.
Depressive Stimmungen können mit Antidepressiva bzw. einer speziellen Psychotherapie behandelt werden.
Zusätzlich zu Medikamenten können unterschiedliche nichtmedikamentöse Therapieansätze gewählt werden, beispielsweise Gruppengespräche, aber auch körperliche Bewegung und besonderes Training der geistigen Fähigkeiten.
Viele Betroffene haben gerade zu Beginn der Erkrankung eine rasch wechselnde Symptomatik, das heißt, sie können von einem auf den anderen Moment geistig äußerst wach erscheinen und im nächsten kaum ansprechbar sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass an Lewy-Körper-Demenz erkrankte Personen sehr schnell nicht mehr in der Lage sind, ihren Alltag alleine zu bestreiten.
Abgesehen von der sehr früh auftretenden Harninkontinenz, kann es auch sehr bald zu Störungen des Gleichgewichts bzw. des Kreislaufs kommen. Diese nehmen im Verlauf der Krankheit zu und führen zu vermehrten Stürzen. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene auf eine Sturzprophylaxe setzen. Das wiederum hat zur Folge, dass viele Betroffene mit fortschreitender Lewy-Körper-Demenz langfristig bettlägerig werden.
Es kommt außerdem häufig sehr rasch nach Einsetzen der Krankheit zu Halluzinationen, jedoch ist in diesem Stadium die Gedächtnisfunktion noch kaum beeinträchtigt. Auch die Sprachfähigkeit ist erst im späteren Verlauf betroffen. Im Endstadium der Lewy-Körper-Demenz kann es vermehrt zu einer Schluckstörung kommen. Diese kann zu einer Unterernährung und einer damit einhergehenden starken Gewichtsreduktion beim Betroffenen führen. Infolgedessen verschlechtert sich auch das Immunsystem, weshalb das Risiko erhöht ist, dass sich Patienten mit unterschiedlichen Krankheiten infizieren. Vor allem Lungenentzündungen können hier gefährlich werden.
Die Lebenserwartung für Erkrankte an einer Lewy-Body-Demenz liegt häufig bei sieben bis acht Jahre nach der Diagnosestellung.
Allen Formen einer Demenzerkrankung ist gemeinsam, dass intellektuelle Fähigkeiten, die im Alltag relevant sind, im Verlauf verloren gehen. Das zeigt sich vor allem durch eine fortschreitende Störung des Gedächtnisses, aber auch im Verlust anderer Hirnfunktionen, beispielsweise der Sprachfunktion, der Steuerung des Bewegungsapparates und des Bewusstseins.
Die Lewy-Körper-Demenz gilt als die Demenzform, die am schwierigsten zu diagnostizieren ist. Das liegt vor allem daran, dass es Ähnlichkeiten sowohl zur Alzheimer- als auch zur Parkinson-Erkrankung gibt, und auch häufig eine Verwechslung mit diesen vorkommt. So etwa kommt es auch bei Parkinson zu einer Ablagerung von der Lewy Körperchen im Gehirn, allerdings in einer anderen Region, nämlich im Hirnstamm.