Der Begriff Palliativ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie “mantelartiger Überwurf“. Gemeint ist damit, dass in der Palliativpflege Betroffene quasi umhüllt und beschützt werden sollen. Die letzte Lebensphase der Pflegebedürftigen soll möglichst schmerzfrei und gut betreut verlaufen.
Was bedeutet Palliativpflege?
Palliativpatienten leiden meist an unheilbaren und progredienten, also fortschreitenden, Krankheiten wie Krebs, ALS oder Demenz, Parkinson und ähnlichem. Eine Heilung ist nicht mehr möglich, womit auch die Lebenserwartung begrenzt ist. Bei der Palliativversorgung geht es im Wesentlichen darum, nicht mehr die Erkrankung selbst zu behandeln, sondern die Symptome zu lindern und eine Linderung der Schmerzen zu erreichen.
Wer meint, eine Palliativbetreuung findet vor allem in der letzten Lebensphase statt, der irrt. Denn eine palliative Versorgung eines Betroffenen kann sehr früh beginnen. Grundsätzlich wird die letzte Lebenszeit der Betroffenen in vier Phasen geteilt. Experten sprechen von den 4 Phasen nach Jonen-Thielemann.
Es liegt auf der Hand, dass gerade Palliativpatienten nicht nur physische Beschwerden oder Symptome einer Krankheit haben. Gerade die psychischen und manchmal auch die sozialen oder sogar finanziellen Sorgen belasten nun schwerwiegend. Das Ziel einer guten Palliativversorgung ist es, neben den körperlichen Beschwerden vor allem die psychischen Probleme, aber auch die sozialen Komponenten zu lindern.
Ein wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang ist die sogenannte Symptomkontrolle. Diese steht im Mittelpunkt der medizinischen Behandlung in der Palliativtherapie. Schmerzen, Übelkeit, aber auch Müdigkeit und Appetitlosigkeit oder Atemnot werden mithilfe einer sogenannten Supportivtherapie behandelt. In diesem Zusammenhang kann es sein, dass spezialisierte ärztliche und pflegerische Fachkräfte zum Einsatz kommen.
Eine Symptomkontrolle wird manchmal auch im Rahmen der häuslichen Krankenpflege verordnet, wobei dies der Arzt für einen Zeitraum von jeweils bis zu 14 Tagen erlassen kann.
Ist die Lebensdauer bereits begrenzt, erfolgt oft eine wesentlich wirksamere Symptombekämpfung, da auf keine Spätfolgen der Arzneien mehr Rücksicht genommen werden muss. Das Wichtigste in diesen letzten Tagen ist die Linderung, weshalb es oft auch zum Einsatz sehr starker Medikamente kommt.
Einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität für den Palliativpatienten erbringen die Pflegekräfte, aber auch spezialisierte Therapeuten und natürlich die Angehörigen. Dabei geht es im Wesentlichen um wohltuende Massagen und Maßnahmen zur Mobilisierung, aber auch Entspannung und Kräftigung. Auch die Mund- und Körperpflege ist ein Thema, ebenso wie die Ernährung, die richtige Lagerung des Betroffenen und die Versorgung von Wunden. Zum einen geht es um die Linderung von Beschwerden, zum anderen auch um das Wiedergewinnen eines Stückchens Normalität und vielleicht sogar Alltag.
Gerade im letzten Abschnitt des Lebens erlangen alltägliche Kleinigkeiten eine große Bedeutung. Beschäftigung und Ablenkung tragen dazu bei, dass der Fokus des Betroffenen nicht mehr nur auf seinen Beschwerden oder seiner Lebenssituation liegt. Wertvolle Unterstützung wird hier seitens ehrenamtlichen Hospizhelfern, die speziell für die Begleitung von Sterbenden ausgebildet sind, erbracht.
Neben der Pflege und den lindernden Therapien ist in der Palliativpflege auch der seelische Beistand des Betroffenen gefragt. Wichtig ist aber in jedem Fall, diese „seelische Bedrängnis oder Not“ ernst zu nehmen und den Betroffenen dabei zu unterstützen.
Bei der Palliativpflege unterscheidet man zwischen der ambulanten und der stationären Pflege. Erstere findet in der gewohnten Umgebung des Betroffenen statt und wird meist von einem Palliativpflegedienst übernommen. Dazu notwendig ist eine spezielle Verordnung, die auch als SAPV, Verordnung spezialisierter ambulanter Palliativversorgung, bezeichnet wird. Der Pflegedienst, der beauftragt wird, verschafft sich einen Eindruck vom Pflegebedarf und ist zuständig für den Kontakt zu einem Palliativmediziner, der gegebenenfalls die Versorgung mit Schmerzmedikamenten sicherstellt.
Die stationäre Palliativpflege findet in einem Hospiz oder einer Palliativstation eines Krankenhauses statt. Entsprechend ausgebildete Fachkräfte sind zur Betreuung des Betroffenen im Einsatz, wobei sich diese nicht nur medizinischen Themen widmen, sondern einen ganzheitlichen Ansatz haben. Es findet eine Begleitung in all den Phasen des Sterbens statt.
Palliativstationen gibt es bundesweit über 300 mal, wobei sie meist direkt an ein Krankenhaus angeschlossen sind. Patienten werden entweder von einer anderen Station oder vom Hausarzt auf diese Station überwiesen, um in der begrenzt vorhandenen Lebenszeit bestmöglich betreut zu werden. In vielen Palliativeinrichtungen können Angehörige auf Wunsch auch über Nacht bleiben und damit jede verbleibende Stunde bei ihrem Verwandten sein.
Oftmals ist es für Angehörige unmöglich pflegebedürftige Personen ausreichend zu versorgen. Damit die Betroffenen dennoch in ihrem Zuhause bleiben können, anstatt in eine Pflegeeinrichtung umziehen zu müssen, gibt es die Option eine „24-Stunden-Pflegekraft“ zu engagieren.
Wird ein pflegebedürftiger Verwandter im Rahmen einer sogenannten 24-Stunden-Betreuung in seinen eigenen vier Wänden von einer Pflegekraft betreut, entsteht oft eine starke soziale Bindung zwischen den Betroffenen. Die Dienstleistungen der 24-Stunden-Pflege umfassen zwar die hauswirtschaftliche Versorgung, Hilfe bei der Körperpflege und die soziale Betreuung, aber eine Palliativbetreuung ist meist nicht vorgesehen.
Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass meist aufgrund der längeren Phase der Betreuung zwischen dem Pflegebedürftigen und seinem Betreuer oder seiner Betreuerin eine soziale Verbindung geschaffen wurde. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig und sehr behutsam den Pflegebedürftigen an die Personen der Palliativbetreuung zu gewöhnen und gegebenenfalls einen fließenden Übergang der beiden Pflegeformen anzustreben.
Bei der Palliativpflege geht es um eine ganzheitliche Betreuung des Betroffenen, eine normale medizinische reicht nicht mehr aus. Im Vordergrund stehen nicht mehr nur die körperlichen, sondern vor allem psychische Beschwerden und Probleme. Neben der optimalen pflegerischen Versorgung geht es um
Wichtig ist dabei, dass die Wünsche des Betroffenen, die gegebenenfalls in einer Vorsorgevollmacht festgehalten sind, eingehalten werden.
Ist eine Palliativpflege für einen Patienten notwendig, trägt die Kosten dafür die zuständige Krankenkasse. Wird die Palliativpflege im häuslichen Umfeld erbracht, ist dazu eine Verordnung vom Arzt notwendig. Diese wird dann dem beauftragten Pflegedienst vorgelegt. Die Übernahme der Kosten muss vorher beantragt werden, wobei hier der Sozialdienst des Krankenhauses oder aber das Hospiz bzw. der Pflegedienst sicher mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Liegt zudem eine Pflegebedürftigkeit des Betroffenen vor, zahlt auch die Pflegekasse Leistungen. Zudem kann sie Zuschüsse gewähren, sollten Umbauten für die Palliativpflege im eigenen Zuhause notwendig werden. In diesem Zusammenhang wird dringend empfohlen, auf den Antrag für Pflegegeld deutlich sichtbar den Vermerk „Palliativpatient“ anzubringen. Damit erfolgt meist eine sehr kurzfristige Bearbeitung, meist innerhalb einer Woche.
Da sich diese beiden Begriffe stark ähneln, werden sie oft wechselweise falsch verwendet. Denn es gibt sehr wohl Unterschiede zwischen den beiden Pflegeformen. Die Palliativversorgung zielt vorwiegend auf die medizinische Versorgung ab, das heißt, dass hier Menschen mit starken Symptomen oder Schmerzen engmaschig betreut werden. Das ist bei einer Betreuung im Hospiz nicht der Fall.
Unterschiede bestehen auch hinsichtlich der Ziele und der Dauer des Aufenthaltes. Bei einer Versorgung in einer Palliativstation zielt die Betreuung und Behandlung darauf ab, dass der Betroffene nach einer – hoffentlich stabilisierenden – Behandlung wieder nach Hause entlassen wird. Die Verweildauer beträgt daher meist nur wenige Tage. In einem Hospiz geht es allerdings darum, Sterbende bis zu ihrem Lebensende zu begleiten.
Damit wird klar, dass es zwar Unterschiede zwischen den beiden Pflegeformen gibt, diese aber stark aufeinander angewiesen sind. Zudem ergänzen sie sich und sollten auch als Einheit gesehen werden.