Rauschen im Ohr: Ursachen, Diagnose, Behandlung
Rauschen im Ohr: Wodurch es entsteht und was Sie dagegen tun können, haben wir für Sie in diesem Beitrag zusammengefasst.
Stand 18. Juli 2024
Ein Rauschen im Ohr ist unangenehm und störend. Dennoch wird es häufig einfach missachtet, wenn es nicht mit Schmerzen einhergeht. Gerade im Alter, wenn das Hören schleichend schlechter fällt, werden Ohrgeräusche als Alterserscheinung abgetan.
Ein Tinnitus, wie das Ohrenrauschen in der Medizin genannt wird, ist jedoch oft gut behandelbar und muss nicht ertragen werden. Das Rauschen erschwert die Hörfähigkeit und belastet so die Kommunikation, die Konzentrationsfähigkeit und oft auch das Wohlbefinden. Denn durch das Rauschen schlafen Sie schlechter und fühlen sich gereizter.
Rauschen im Ohr: Ursachen
Ein Tinnitus wird unterteilt in subjektiver und objektiver Tinnitus und wird zudem nach Schweregrad als akuter oder chronischer Tinnitus bezeichnet.
Ein objektiver Tinnitus liegt vor, wenn nicht nur Sie das Rauschen im Ohr hören, sondern auch fachärztliches Personal das Geräusch wahrnehmen oder zumindest messen kann. Ihm liegt üblicherweise eine körperliche Erkrankung zugrunde.
Einen subjektiven Tinnitus nehmen nur Sie wahr. Er deutet meist auf psychosomatische Beschwerden aufgrund von Stress oder emotionaler Belastung hin. Nichtsdestotrotz ist die damit einhergehende Hörstörung unangenehm und sollte gelindert werden.
Bluthochdruck
Einer der häufigsten Gründe für ein wahrnehmbares Rauschen im Ohr ist Bluthochdruck.
Kinder halten sich Muscheln an die Ohren, um darin das Meer rauschen zu hören. Als Erwachsene wissen wir, dass es nicht die Wellen, sondern das pulsierende Geräusch unseres Blutstroms ist, das hörbar wird.
Bei Bluthochdruck wird dieses Geräusch auch ohne Verkleinerung des Schallraumes durch beispielsweise eine Muschel laut genug.
Bluthochdruck tritt aus vielen unterschiedlichen Gründen auf. Handelt es sich um eine vorübergehende Erscheinung aufgrund von Stress, Wut oder auch Erschrecken, reguliert ihn der Körper von selbst und auch die Hörstörung verschwindet.
Ein chronischer Bluthochdruck ist jedoch unbedingt behandlungsbedürftig und kann zu bedrohlichen Erkrankungen führen oder auf diese hindeuten.
Hörsturz kann Rauschen im Ohr auslösen
Bei einem Hörsturz leiten die Sinneszellen des Innenohrs aufgrund einer Störung in der Gehörschnecke (Cochlea) Schallsignale nicht mehr weiter. Dies entwickelt sich nicht schleichend, sondern ist schlagartig präsent.
Das Ohrenrauschen ist meist nur einseitig und von einem Druckgefühl begleitet. Geräusche scheint man nur durch Watte zu hören oder sie sind vermindert bis hin zur Taubheit. Bei einem schweren Hörsturz tritt auch akuter Drehschwindel auf.
Ein Hörsturz ist normalerweise schmerzlos und erinnert an das Gefühl einer schweren Erkältung. Dennoch ist es wichtig, dass Sie einen Hörsturz möglichst früh behandeln lassen. Denn auch wenn ein sehr leichter Hörsturz von selbst abklingen kann, sind Sie nicht vor einem erneuten Auftreten oder einer Verschlechterung gefeit.
Zudem bleibt in den meisten Fällen als Spätfolge ein chronischer Tinnitus, der einen langen Krankheitsverlauf nach sich zieht und oft nicht vollständig heilbar ist. Je früher ein Hörsturz aber erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Langzeitprognose: Über 90% der Hörstürze sind ohne Folgeschäden therapierbar, wenn sie in den ersten Stunden nach Auftreten diagnostiziert werden.
Die Ursachen von Hörstürzen sind noch nicht abschließend geklärt. Am ehesten vermutet man psychische Belastung und Durchblutungsstörungen des Innenohrs. Die Statistiken sagen, dass ab dem 50. Lebensjahr das Risiko einen Hörsturz zu erleiden, deutlich steigt.
Ein Hörsturz selbst ist nicht lebensbedrohlich oder gefährlich, allerdings können Gleichgewichtsstörungen ein Stolpern begünstigen und so zu ernsten Sturzverletzungen führen und unbehandelt kann eine lebenslange Hörminderung oder Taubheit folgen.
Rauschen im Ohr durch Stress
Psychosomatische Beschwerden sind keine eingebildeten Krankheiten, sondern körperliche Folgen von Stress und psychischer Belastung.
Unter Stress wird vermehrt Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet, die zu einer höheren Herzfrequenz und höherem Blutdruck durch Verengen der Blutgefäße führen. Dieser höhere Blutdruck bewirkt dann das Rauschen im Ohr.
Aber auch Verspannungen im Kiefer oder der Halswirbelsäule entstehen durch Stress. Die Nervenbahnen der oberen Halswirbelsäule liegen in der Nähe der Hör- und Gleichgewichtsnerven im Gehirn und sind mit ihnen auch verbunden. Eine Stimulierung durch die Verspannung berührt diese also auch.
Lärm als Ursache für Rauschen im Ohr
Auch wenn unsere Ohren auf das Hören spezialisiert sind, können Sie akustische Belastung nur in bestimmten Maß oder über einen bestimmten Zeitraum unbeschadet ertragen. In unserer modernen Welt werden wir aber unbemerkt mit vielen hoch belastenden Geräuschquellen konfrontiert.
Ein akutes Schalltrauma oder ein Knalltrauma überstrapaziert die Hörnerven und hinterlässt ein Rauschen, Piepen oder Pfeifen.
Es wird nach dem Grad der Belastung unterschieden: Von einem akuten Schalltrauma spricht man, wenn Sie Lärm ab 85 dB (Dezibel) über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind. Ein Knalltrauma ist eine kurze Belastung durch Lärm ab 125 dB.
Zum Vergleich: Ein akutes Schalltrauma liegt zwischen Straßenverkehrslärm (70 dB) und einem vorbeifahrenden Zug oder einem Rasenmäher (90 dB). Ein Knalltrauma ist lauter als ein Moment in der Discothek (110 dB) und leiser als der Start eines Düsenflugzeugs (130 dB).
Tragen Sie ein Hörgerät, kann es sein, dass Sie eine solche Belastung nicht mehr so stark wahrnehmen. Unter Umständen kann dennoch hoher Lärm Ihre Hörminderung noch verschlechtern oder Ihnen anderweitig schaden.
Erkältung begünstigt Rauschen im Ohr
Bei einer schlimmen Erkältung wird der Druckausgleich durch Anschwellen der Schleimhäute oder Sekretanstau im Nasenrachen- und Mittelohrraum gestört oder verhindert. In seltenen Fällen verstopft angestautes Sekret sogar den Gehörgang. Dadurch entsteht das Gefühl von verstopften Ohren und Sie hören alles nur noch wie durch Watte.
Auch hier entsteht das Rauschen wie bei der Muschel durch die Verkleinerung des Schallraumes im Ohr und wird durch den fehlenden Druckausgleich verstärkt.
Mit dem Ausheilen der Erkältung klingen die Symptome hier meist jedoch vollständig ab.
Schädigung des Hörnerv oder der Hörsinneszellen
Eine nicht umkehrbare Schädigung des Hörnervs oder der Hörsinneszellen kann, ähnlich wie Phantomschmerz nach Amputationen, die subjektive Wahrnehmung von Geräuschen zur Folge haben.
Das Gehirn registriert, dass bestimmte Frequenzen nicht mehr wahrgenommen werden und versucht, diese zum Ausgleich zu simulieren und das Fehlen so zu kompensieren.
Sonstiges
Auch andere Auslöser können zu einem plötzlichen oder sich langsam verstärkenden Rauschen im Ohr führen, sind aber ausgesprochen selten.
Dazu gehören das Barotrauma, eine plötzliche, starke Druckveränderung, die zu einer Verletzung des Mittelohrs führt, und die Entzündung des Mittel- oder Innenohrs oder des Gehörgangs.
Auch eine Verkalkung der Gehörknöchelchen, eine Fehlstellung der Halswirbelsäule oder des Kiefers, ein Eisenmangel oder eine Verstopfung des Gehörgangs durch einen Ohrenschmalzpfropfen wirken sich langfristig auf die Hörfähigkeit aus.
Wer an Morbus Menière leidet, einer Innenohr-Erkrankung, die auf das Hören und den Gleichgewichtssinnn wirkt, ist besonders anfällig für einen objektiven wie subjektiven Tinnitus.
Manchmal verursachen jedoch auch externe Einflüsse eine Störung im Hören: Ohrenrauschen ist eine bekannte Nebenwirkung mancher Medikamente, die Fachärzt*innen für das Herz, den Blutdruck oder die Niere verschreiben.
Tragen Sie ein Hörgerät, ist auch unter Umständen schlicht ein technischer Defekt, eine falsche Einstellung oder eine Verschmutzung das Problem.
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Rauschen im Ohr Diagnose und Behandlung
Sie sollten eine Veränderung Ihrer Hörwahrnehmung immer mindestens mit Ihrer Hausarztpraxis besprechen. Wenn Sie über die Ursache unsicher sind oder das Rauschen oder andere Geräusche gehäuft auftreten, ist auch der Gang in eine Facharztpraxis ratsam.
Bei einigen Ursachen können Sie aber auch wirksam eigene Maßnahmen ergreifen und so die Symptome selbst lindern.
Eigene Maßnahmen gegen Rauschen im Ohr
Beobachten Sie die Veränderung Ihrer Hörwahrnehmung genau. Dokumentieren Sie gegebenenfalls Ihre Beobachtung für die ärztliche Diagnose:
- Tritt das Rauschen einseitig oder auf beiden Seiten auf?
- Ist das Rauschen pulsierend?
- Hören Sie noch andere Geräusche neben dem Rauschen?
- Wann ist das Rauschen aufgetreten und hat es sich seitdem verschlechtert?
- Welche weiteren Symptome haben Sie?
Sind Sie sicher, dass das Rauschen in Ihren Ohren auf eine Erkältung zurückzuführen ist, schonen Sie sich ruhig bis zum Abklingen der Symptome. Wirken Sie gegen die Erkältung mit fiebersenkendem, entzündungshemmendem Tee oder Erkältungsmedikamenten und achten Sie darauf, sich nicht zu überanstrengen.
Sorgen Sie für Ruhe und Entspannung. Auch wenn es paradox klingt: Mit ruhiger Musik können Sie auch die Geräusche im Ohr übertönen oder sich davon ablenken.
Da Erkrankungen des Ohrs auch schnell auf den Gleichgewichtssinn Auswirkungen haben, sollten Sie keine Risiken eingehen, was Ihre Balance betrifft. Sichern Sie sich auf Treppen durch einen festen Halt ab und vermeiden Sie lange Strecken.
Suchen Sie im Beipackzettel Ihrer Medikamente nach Nebenwirkungen, auf die Ihre Symptome passen. Setzen Sie aber auf keinen Fall Ihre Medikamente selber ab! Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über eine Neueinstellung oder einen Präparatwechsel.
Wenn Sie ein Hörgerät tragen, reinigen Sie dies. Verbleibt das Geräusch, wenden Sie sich an Ihre Hörakustiker und lassen das Gerät auf einen technischen Defekt prüfen. Bei einem chronischen Tinnitus können Sie sich auch über den Einbau eines sogenannten Tinnitus Noiser informieren, der das Geräusch durch Weißes Rauschen reduziert.
Ärztliche Maßnahme gegen Rauschen im Ohr
Wenn das Rauschen im Ohr plötzlich auftritt oder weitere Symptome wie Schwindel oder Taubheit auftreten, ist ein zeitnaher Termin in einer HNO-Praxis ratsam. Je stärker das Rauschen Ihren Alltag einschränkt, desto dringender ist dieser Besuch.
Auch wenn bei Ihnen bereits Bluthochdruck, Diabetes oder eine Autoimmunerkrankung bekannt ist oder Sie bereits früher einen Hörsturz erlitten haben, ist rasches Handeln angebracht.
Ihre HNO-Facharztpraxis wird eine gründliche Anamnese durchführen und dabei sowohl Ihren Gehörgang und Ihr Ohr beleuchten, wie auch einen Hörtest mit Stimmgabel oder Frequenztönen durchführen. Standardmäßig wird auch Ihr Blutdruck gemessen und unter Umständen ein Blutbild veranlasst.
Die Therapie des Tinnitus richtet sich nach der Ursache.
Bei Durchblutungsstörungen werden Sie vorübergehend oder dauerhaft durchblutungsfördernde, blutdrucksenkende Medikamente einnehmen müssen, da ansonsten auch langfristig ernsthafte Folgen wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte drohen.
Entspannungstechniken und Gesprächstherapien helfen bei psychosomatischen Beschwerden und Stress. Ergänzen können Sie dies mit Krankengymnastik und Massagen gegen die Verspannung.
Rauschen im Ohr vorbeugen
Stress abzubauen und zu vermeiden, hilft Ihrer Gesundheit in vieler Hinsicht. Informieren Sie sich über Entspannungstechniken wie Qigong oder autogenes Training und strukturieren Sie Ihr Leben stressfrei.
Hören Sie auf Ihren Körper und lassen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck überprüfen. Ignorieren Sie Symptome nicht, auch wenn Sie Ihnen unbedeutend erscheinen oder Sie sie dem Alter zuschreibe.
Nehmen Sie Ihre Gesundheit ernst: kurieren Sie Erkrankungen aus, nehmen Sie verschriebene Medikamente regelmäßig ein und wenden Sie sich einem gesunden Leben mit Bewegung, guter Ernährung und sozialer Interaktion nach Ihren Bedürfnissen zu.
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