Auch wenn Rheuma eigentlich keine Erkrankung ist, die spezifisch im Alter auftritt, zeigt sich dennoch, dass vermehrt ältere Menschen davon betroffen sind. Eine möglichst frühzeitige Diagnose und auch die Umstellung so mancher Lebensgewohnheiten tragen neben der optimalen Therapie zu einer Milderung der Symptome bei.
Das Wort Rheuma ist keine Bezeichnung für eine spezifische Erkrankung, sondern gilt als Oberbegriff für mehr als 100 verschiedene Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Ursachen und Verläufen. Allen gemein ist jedoch, dass die Schmerzen vor allem im Bewegungs- und Stützapparat wie Knochen und Gelenken, aber auch in Muskeln und Sehnen bzw. Schleimbeuteln auftreten.
Mediziner unterscheiden zwei Arten von Rheuma, nämlich nicht-entzündliches Rheuma wie
Am häufigsten wird unter den entzündlichen Erkrankungen die rheumatoide Arthritis diagnostiziert, die deshalb entsteht, weil das Immunsystem die Gelenke im Körper angreift und diese im weiteren Verlauf ohne Behandlung zerstört. Sie tritt meist chronisch auf und betrifft beide Körperhälften, vor allem aber betrifft sie in ihrem Verlauf meist mehr als zwei Gelenke, weshalb sie auch als Polyarthritis bezeichnet wird.
Symptome einer Rheumaerkrankung
Neben Gelenkschmerzen und der Morgensteifigkeit in den betroffenen Gelenken, gibt es weitere, sehr unspezifische Beschwerden, die den ganzen Körper betreffen können. Dazu zählen Fieber, aber auch Abgeschlagenheit oder Gewichtsverlust. Die betroffenen Gelenke sind meist verdickt und gerade morgens länger als eine Stunde steif. Die Gelenkentzündungen verlaufen dabei auf beiden Körperseiten symmetrisch, wobei sich auch sogenannte Rheumaknoten über den Knochenvorsprüngen bilden können. Dazu sind die Weichteile bei mindestens drei Gelenken geschwollen und die Gelenke anhaltend entzündet. Manche Betroffene leiden auch unter Sehstörungen.
Neben den krankheitsspezifischen Symptomen kann Rheuma eine Vielzahl an weiteren Folgeerkrankungen auslösen, wie zum Beispiel
Wie oder warum genau Rheuma im Körper entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt. Viele Mediziner gehen von einer genetischen Komponente aus, wobei auch Umweltfaktoren, Stress und die Ernährung eine wichtige Rolle spielen können.
Klar ist aber, dass bei Rheuma entzündliche Prozesse im Körper ablaufen, die auf eine Autoimmunreaktion zurückzuführen sind. Dabei greift das menschliche Abwehrsystem körpereigenes Gewebe an.
Grundsätzlich kommt es vor einer Diagnose zu einer ausführlichen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung des Betroffenen. Denn Auffälligkeiten wie Rheumaknoten oder geschwollene Gelenke bzw. allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber oder Mattheit, liefern wichtige Hinweise. Auch sogenannte bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT können Aufschluss über die Erkrankung geben.
Um den Anfangsverdacht einer Rheumaerkrankung zu verfestigen, werden verschiedene Testverfahren im Labor angewandt. Dabei werden unterschiedliche Werte überprüft und erst die Kombination aus den Symptomen selbst und den Befunden, ergibt eine sichere Diagnose.
Einen ersten Hinweis auf eine Rheumaerkrankung gibt der CRP-Wert. CRP ist ein Eiweißstoff, der in der Leber gebildet wird, wenn eine Entzündung im Körper stattfindet. Nachdem sich gerade bei einer Arthritis die Gelenke entzünden, ist der CRP-Wert hier demzufolge erhöht. Zu beachten ist allerdings, dass ein „normaler“ CRP-Wert nicht automatisch eine Rheumaerkrankung ausschließt, immerhin haben zu Beginn der Erkrankung fast ein Drittel der Betroffenen keine auffälligen Entzündungswerte.
Ein zweiter Wert, der in Laboruntersuchungen geprüft wird, ist der BSG-Wert, die Blutsenkungsgeschwindigkeit. Diese zeigt an, wie rasch feste Bestandteile des Blutes in einer Stunde in einem Reagenzglas absinken. Geschieht dies schneller als normal, kann von einer Entzündung im Körper ausgegangen werden.
Ebenso ein Indiz für eine rheumatoide Erkrankung ist der sogenannte Rheumafaktor. Dieser Eiweißstoff ist ein sogenannter Auto-Antikörper, denn er wird von einem überschießenden Immunsystem gebildet. Ist er im Körper nachweisbar, ist dies als Zeichen einer Autoimmunerkrankung zu deuten. Bei 65 bis 80 Prozent aller Betroffenen einer rheumatischen Erkrankung ist der Rheumafaktor im Blut messbar, immerhin 15 Prozent der älteren Personengruppe zeigen diesen Wert allerdings auch dann, wenn sie keinerlei rheumatische Krankheiten haben. Somit spricht das Vorhandensein des Rheumafaktors zwar wahrscheinlicher für eine rheumatoider Arthritis, ein Nichtvorhandensein schließt diese jedoch nicht aus.
Sehr aussagekräftig für die Diagnose einer Rheumaerkrankung ist der ACPA-Test. Dieser weist nach, ob im Blut des Betroffenen Antikörper gegen bestimmte Eiweißstoffe sind. Diese citrullinierten Peptiden sind Auto-Antikörper, die ebenfalls aufgrund eines überreagierenden Immunsystems produziert werden und die irrtümlich quasi körpereigene Substanzen angreifen.
Im Unterschied zum Rheumafaktor bedeutet eine Nachweisbarkeit der Peptide die höchstwahrscheinliche Erkrankung an einer rheumatoiden Arthritis. Gibt es neben dem positiven ACPA-Test auch den Nachweis des Rheumafaktors, ist die Diagnose einer rheumatischen Erkrankung zu fast 100 Prozent gesichert.
Da die Peptide bereits in einem frühen Stadium der rheumatischen Gelenkentzündung nachgewiesen werden kann, gilt der ACPA-Test auch als wichtiges Instrument der Früherkennung von Rheuma.
Weitere Tests, die zur Diagnostik einer Rheumaerkrankung herangezogen werden, sind unter anderem der
Ist der Harnsäurewert des Betroffenen erhöht und leidet er oder sie unter geschwollenen und geröteten Gelenken, die schmerzen, kann möglicherweise eine Gicht vorliegen.
Bei der Therapie gegen Rheuma kommen in einem ersten Schritt sogenannte Basismedikamente, die auch Disease Modifying Anti Rheumatic Drugs genannt werden, zum Einsatz. Diese sollen in erster Linie die überschießende Reaktion des Immunsystems eindämmen und die Zerstörung der Gelenke bzw. Knochen so verlangsamen oder möglicherweise komplett stoppen. Sie lindern also nicht nur die akuten Beschwerden, sondern führen auch zu einem Rückgang der Krankheit. Werden sie langfristig eingesetzt, können sie den Verlauf von Rheuma steuern.
Da die Basismedikamente erst nach einiger Zeit wirksam sind, kommt in einer ersten Maßnahme ein niedrig dosiertes Kortisonpräparat zum Einsatz. Hat der Betroffene starke Schmerzen, wird ein nicht-steroidales Antirheumatikum verschrieben. Bezüglich des Kortison ist festzuhalten, dass dieses nur kurzfristig und in niedriger Dosierung in Tablettenform verabreicht wird. Sind die Schmerzen allerdings sehr stark, kann das Hormon, das entzündungshemmend wirkt, auch direkt in das schmerzende Gelenk gespritzt werden.
Als nicht-steroidale Antirheumatika bezeichnet man Präparate, die kein Kortison, also kein Steroid, enthalten. Die Wirkstoffe sind entweder Ibuprofen oder Diclofenac, die Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen. Diese Präparate wirken ausschließlich auf die Beschwerden und nehmen keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.
Seit knapp 20 Jahren gibt es in der Behandlung von Rheuma einen neuen Therapieansatz in Form von Biologika. Diese stellen eine neue Medikamentenklasse dar und bestehen aus gentechnisch hergestelltem Eiweiß. Sie sind in der Lage sehr gezielt bestimmte Botenstoffe, die eine Entzündung begünstigen, zu hemmen und damit den Entzündungsprozess im betroffenen Gelenk zu stoppen. So können Schmerzen und Schwellungen gut bekämpft werden. Grundsätzlich werden Biologika gemeinsam mit den Basismedikamenten verordnet und ergeben so eine gute Kombination, die eine größere Wirksamkeit als eine Einzelverabreichung der Basismedikamente.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten einer Rheumaerkrankung dienen dem Erhalt der Beweglichkeit und können in Form von Physiotherapie oder Ergotherapie, aber auch in Form von Fango- oder Wärme- bzw. Kältebehandlungen erfolgen.
Vor allem die Physiotherapie ist wichtig, um dem Patienten die Beweglichkeit möglichst lange zu erhalten. Die Übungen stärken die Muskulatur und verbessern sowohl Beweglichkeit als auch Koordination und können sogar die Schmerzen lindern.
Bei der Ergotherapie lernen Betroffene, wie eine Entlastung der schmerzenden Gelenke im Alltag erfolgen kann. Zudem wird der Umgang mit Hilfsmitteln wie Greifhilfen oder ergotherapeutischen Sitzmöbeln erklärt und erlernt.
Bei der sogenannten physikalischen Therapie geht es um die Anwendung von Wärmetherapien wie Fango oder Infrarotlicht. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass bei akut entzündeten Gelenken Wärme kontraproduktiv sein kann, denn sie verstärkt die Schmerzen. Besser sind Anwendungen wie Massagen, die die Durchblutung anregen und die Muskulatur lockern, aber auch die Elektrotherapie. Diese verändert die Muskelspannung, wobei sie je nach individuellem Bedarf als Nieder-, Mittel- und Hochfrequenztherapie zur Anwendung kommen kann.