Schlucken ist für die meisten ebenso selbstverständlich wie das Atmen. Doch das kann sich im Alter aufgrund unterschiedlicher Umstände ändern und bedeutet für die Betroffenen eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität durch Schluckbeschwerden. Im schlimmsten Fall entstehen lebensbedrohliche Komplikationen.
Die Schluckstörung wird in der Medizin als Dysphagie bezeichnet. Konkret handelt es sich dabei um eine Störung beim Herunterschlucken von flüssiger oder fester Nahrung, die jedoch keinerlei Schmerzen verursacht. Doch sie kann abhängig vom individuellen Schweregrad natürlich die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme erschweren oder sogar vollends unmöglich machen.
Schlucken funktioniert im Zusammenspiel mit vielen Organen und Muskeln. Dazu gehören neben den Lippen und der Zunge auch der Gaumen, das Kiefer sowie der Kehlkopf und der Speiseröhren-Schließmuskel. Nur wenn all diese genannten optimal zusammenarbeiten, kann der Betroffene richtig und reibungslos schlucken.
Vor allem ältere Menschen sind häufig von Schluckbeschwerden betroffen. Denn das Schlucksystem ist einem Alterungsprozess unterworfen – gleich wie so viele andere Vorgänge im menschlichen Körper. Zusätzlich lässt bei vielen der Geschmacks- und Geruchssinn nach und man empfindet weniger Durst. Damit werden die Schleimhäute zusehends trockener.
Muss der Betroffene dann vielleicht auch noch Medikamente einnehmen, kann dies eine zusätzliche dämpfende Wirkung auf die Speichelproduktion haben. Berührungswahrnehmungen im Bereich des Mundes und die damit in Zusammenhang stehenden Reflexe lassen mit zunehmenden Lebensjahren ebenso nach wie die Bewegungen von Lippen und dem Mund ungenauer werden. Auch die Kiefergelenke neigen dazu, sich im Alter zu versteifen. Das wiederum schwächt die ohnehin schon teilweise reduziert Muskelkraft. In der Folge schluckt der Betroffene noch weniger und ein negativer Kreislauf kann sich entwickeln.
Typische Risikofaktoren für Schluckbeschwerden sind
Es gibt einige Anzeichen, die auch für Laien erkennbar sind und auf Schluckbeschwerden im Alter hinweisen können. Dazu gehören
Das größte Problem, das mit einer Schluckstörung im Alter in Zusammenhang steht, ist die Mangelernährung, medizinisch auch als Malnutrition bezeichnet. Es geht dabei vor allem um eine quantitative Mangelernährung bzw. eine sogenannte Unterernährung. Das führt logischerweise zu einem deutlichen Gewichtsverlust. Außerdem gibt es zahlreiche weitere gesundheitliche Folgen, wenn die ausgewogene Ernährung ausbleibt.
Auch die Exsikkose, die Austrocknung des Körpers, ist eine Folge von Schluckbeschwerden bei alten Menschen. Dabei geht es vor allem darum, dass dem Organismus Flüssigkeit fehlt und über kurz oder lang eine Dehydrierung entstehen kann.
Eine schwerwiegende Folge von Dysphagie kann auch das Verschlucken von Nahrung oder Flüssigkeit sein. Gefährlich ist vor allem das Eindringen von Nahrung in die Luftröhre. Dieses auch als klinisch stumme Aspiration bezeichnete Phänomen kann lebensbedrohlich sein, wenn der Betroffene bereits geschwächt ist. Es kann sich dann eine letale Aspirationspneumonie, also eine Entzündung der Lunge, entwickeln, die aufgrund von verminderten Vitalreserven entstehen kann.
Die Dysphagie ist vor allem ein Problem bei älteren Menschen, wobei die Diagnostik dann nur gemeinsam durch eine technisch unterstützte Funktionsdiagnostik und eine Analyse der individuellen Gesamtsituation des Betroffenen erfolgen kann. Als klinische und apparative Untersuchungsmethoden stehen beispielsweise das FEES-Verfahren, die fiberendoskopische Evaluation des Schluckvorgangs sowie eine Videofluoroskopie, kurz VFSS, zur Verfügung.
Zudem erfolgt eine ausführliche Prüfung der Funktionen des Schluckaktes ebenso wie der Effizienz des Sekretmanagements.
In erster Linie ist es wichtig, dass alte Menschen, die von einer Schluckstörung betroffen sind, bei der Nahrungsaufnahme entsprechend unterstützt werden. Zusätzlich gibt es einige weitere Therapieansätze:
Muskeln und Organe, die für den Schluckvorgang zuständig sind, gezielt zu trainieren, kann die Nahrungsaufnahme beim Betroffenen wesentlich verbessern. Gerade wenn es sich um neurogene Schluckbeschwerden handelt, ist dies sinnvoll. Bei dieser Therapieform lernt der Senior, gezielt motorische Schluckübungen, die beispielsweise auch den Schluck-, Husten- oder Würgereiz trainieren. Auch Lippen- und Zungenübungen wie Spitzen der Lippen oder Lächeln mit geschlossenen Lippen oder Herausstrecken der Zunge fördern die Mundmotorik.
Ändert der Betroffene gezielt seine Körper- oder Kopfhaltung beim Essen, kann dies eine Verbesserung beim Schluckvorgang bewirken. Vor allem gezielte Übungen wie das Anheben des Kopfes im Liegen kräftigen den Kehlkopf. Wird der Kopf beim Schluckvorgang nach vorne gebeugt, können weder Essen noch Trinken in die Atemwege gelangen. Zudem helfen weitere bestimmte Techniken, die Atemwege beim Schlucken zu schützen.
Bereits oben genannte Trainingsübungen können mit einer Logopädin oder einem Logopäden sehr gezielt ausgeführt, erlernt und besser unterstützt werden.
Es gibt mittlerweile eine gute Auswahl an spezieller Trinknahrung zur Nahrungsaufnahme, die das Schlucken deutlich erleichtert. Betroffene können so vollwertig und nährstoffreich versorgt werden.
Ist die Dysphagie sehr schwer ausgeprägt oder eine Nahrungsaufnahme durch Essen bzw. Trinken komplett unmöglich, ist eine letzte Option, den Betroffenen mittels einer klinischen Sonde zu versorgen. Dabei wird die Zusatznahrung mittels einer Sonde durch die Nase ernährt. Auch der Einsatz einer PEG, das ist eine Magensonde, und der gleichzeitigen Gabe von kalorienreicher Spezialnahrung durch die Bauchhaut kann eine Therapie bei Schluckbeschwerden sein.
Ist ein Senior von Schluckbeschwerden betroffen, sollten besondere Anforderungen an die Nahrungsaufnahme gestellt werden. Denn es ist klar, dass Essen und Trinken dem Betroffenen so einfach wie möglich gemacht werden muss. Als einfachste Lösung gilt dann, die Konsistenz der Nahrung entsprechend zu verändern. Denkbar sind beispielsweise folgende Möglichkeiten: