Schmerzen im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule treten meist infolge einer Steißbeinverletzung auf, häufig ausgelöst durch einen vorausgegangenen Sturz. Diese können unterschiedliche Ursachen haben, können allerdings gut behandelt werden.
Das Steißbein, medizinisch auch Os coccygis genannt, bezeichnet den letzten Abschnitt der Wirbelsäule. Es besteht aus drei bis sechs Wirbelkörper, die miteinander verwachsen sind. Überzogen ist das Ganze mit einer dünnen Knochenhaut, der sogenannten Perioste.
Unter normalen Umständen kann das Steißbein nicht gespürt oder ertastet werden, sondern wird häufig mit dem Kreuzbein verwechselt. Spürt man es dennoch, ist dies meist mit starken Schmerzen verbunden. Von diesen Scherzen, die auch als Kogzygodynien bezeichnet werden, sind Frauen fünfmal so häufig betroffen wie Männer.
Am häufigsten treten entweder eine Steißbeinprellung oder ein Steißbeinbruch auf. Doch auch eine Verrenkung bzw. ein Anriss können schnell passieren und müssen ebenso wie die beiden erstgenannten Verletzungen von einem Arzt diagnostiziert und behandelt werden
Meist erfolgt die Verletzung des Steißbeines infolge eines Sturzes, das heißt infolge einer massiven Fremdeinwirkung auf dieses. Die Frage, ob es sich dann tatsächlich um einen Bruch oder „nur“ eine Prellung handelt, kann vom Betroffenen selbst kaum beantwortet werden. Außer es handelt sich um einen optisch klar erkennbaren offenen Bruch oder frei bewegliche Knochenfragmente, die unter der Haut ertastet werden können.
Folgende Symptome treten infolge eines Steißbeinbruchs auf:
Hinweis auf eine Prellung ist beispielsweise die Tatsache, dass der oder die Betroffene kurz nach dem auslösenden Ereignis bzw. Sturz oder Unfall wieder sitzen kann und Bewegung keine oder geringere Schmerzen verursacht. Der zügige Rückgang der Schmerzen im unmittelbaren Bereich des Steißbeines lassen ebenso den Schluss auf eine Prellung zu.
Der zuständige Facharzt für eine Steißbeinverletzung ist ein Orthopäde bzw. ein Unfallchirurg. Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese, um den Unfallhergang in Erfahrung zu bringen. Dazu gehört auch, abzuklären, ob es bereits vor dem Sturz Beschwerden in der Steißbeinregion oder Bewegungseinschränkungen gegeben hat.
Hinsichtlich der Untersuchung tastet der Arzt zunächst die betroffene Stelle ab und achtet darauf, ob Weichteile verletzt oder andere Begleiterscheinungen feststellbar sind. Ebenso kann eine digital-rektale Untersuchung erfolgen, wobei es zu Schmerzen bei Vorliegen einer Steißbeinfraktur kommen kann. Es gilt als sicheres Indiz für einen Bruch, wenn ein hörbares Knochenreiben, eine sogenannte Krepitation, feststellbar ist.
Zur weiteren Diagnostik kann eine Röntgenaufnahme vom kompletten Becken bzw. eine seitliche Aufnahme davon erfolgen. Dabei ist die Form des Steißbeins entscheidend, denn in stehender Position kann sie zu gerade, aber auch zu gebogen sein. Die Aufnahme, bei der der Betroffene sitzt, zeigt im seitlichen Strahlengang dann oft eine Überbeweglichkeit, die durchaus schmerzhaft sein kann.
Ordnet der Arzt eine Computertomografie an, so geht es darum, weitere Auffälligkeiten, aber auch etwaige Veränderungen an den Organen vor dem Steißbein, festzustellen. Eine Magnetresonanztomografie, kurz MRT, zeigt entzündliche Prozesse im Körper und weitere strukturelle pathologische Veränderungen der betroffenen bzw. schmerzenden Region.
Infolge der sehr hohen Nervendichte im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule ist eine Steißbeinverletzung sowie eine Reizung der dortigen Knochenhaut sehr schmerzhaft. Deshalb ist eine erste Maßnahme, dass der Betroffene einen Sitzring erhält, um den Druck vom Gesäß zu nehmen. Dieses Hilfsmittel dient dazu, dass der Verletzte mit dem Steiß quasi in der Luft ist, während die Gesäßhälften und die Oberschenkel auf dem Ring aufliegen.
Bei den Medikamenten, die im Zuge einer Steißbeinverletzung verabreicht werden, handelt es sich meist um Cortison und schmerzstillende Mittel, die idealerweise direkt am Steißbein injiziert werden. Damit soll der Entzündungsherd eingedämmt und die Schmerzen für den Betroffenen erträglich gemacht werden. Präparate, die dazu eingesetzt werden, sind meist sogenannte Analgetika, beispielsweise Tramadol.
Präparate, die ebenfalls zum Einsatz kommen, sind solche aus der Gruppe der Steroide. Sie dienen dazu, die entzündlichen Reize im Bereich des Steißbeines zu hemmen. Gezielt zur Anwendung kommen auch Botulinum Toxine in minimaler Dosierung sowie Plasmaproteine und Blutplättchen aus dem Eigenblut des Betreffenden.
Wichtig ist zudem, dass der Betroffene möglichst Bettruhe einhält, bis die Verletzung verheilt ist. Um entgegenzuwirken, dass der Stuhlgang mit erheblichen Schmerzen verbunden ist, empfiehlt sich für die Dauer der Therapie eine ballaststoffreiche und ausgewogene Ernährung, die den Stuhl weich macht und dieser damit einfacher ausgeschieden werden kann.
Kommt es zu keiner Besserung der Symptome bei einer Steißbeinverletzung, kann ein operativer Eingriff helfen. Doch ist zu bedenken, dass die Beschwerden damit nicht komplett verschwunden sein müssen. Schlimmstenfalls kann die entstehende Narbe bei der Operation weiterhin schmerzen.
Eine Steißbeinverletzung, ob Bruch oder Prellung, ist meist sehr langwierig im Heilverlauf. Vor allem ein Steißbeinbruch kann mehrere Wochen lang Beschwerden verursachen. Zudem kann es in manchen Fällen sogar zu chronischen Schmerzen in diesem Bereich kommen.
Es liegt auf der Hand, dass Steißbeinverletzungen sehr schmerzhaft sind. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass lange kein Arzt aufgesucht wird und keine entsprechende Behandlung erfolgt. Das kann dazu führen, dass sich die Muskeln bzw. das Gewebe um das Steißbein verhärten und sich sogenannte Myogelosen, also Muskelverhärtungen, bzw. Triggerpunkte, das sind lokal begrenzte Muskelverhärtungen mit Druckempfindlichkeit, entwickeln.
Handelt es sich bei der Steißbeinverletzung um eine Prellung, kann der Betroffene selbst auch einige Maßnahmen zur Linderung treffen. Viele stellen sich dann die Frage, ob die schmerzende Stelle gekühlt oder mit Wärme behandelt werden soll. Dies ist wichtig zu beachten, denn eine unvorteilhafte Vorgehensweise kann deutliche Verschlimmerungen anstatt der gewünschten Verbesserungen zur Folge haben.
Klar ist, dass bei Bildung eines Blutergusses eher Kälte als Wärme gefragt ist. Der Grund ist schnell erklärt, denn ein Hämatom entwickelt sich dann, wenn infolge eines Sturzes kleine Blutgefäße an der betroffenen Stelle beschädigt werden und sich unter der Haut ablagern. Damit sich diese nun zusammenziehen und die Schwellung nicht zu groß wird, gilt es zu kühlen.
Ist der Bluterguss dann einige Tage alt, kann mit Wärme im betroffenen Bereich behandelt werden. Denn das regt zur Durchblutung an, womit das angestaute Blut, das die Blaufärbung der Haut verursacht, leichter abtransportiert wird. Wichtig zur Vermeidung von Steißbeinverletzungen durch einen Sturz ist auch die Sturzprävention. Denn gerade für ältere Menschen sind Stürze das größte Risiko für eine Steißbeinverletzung. Zur allgemeinen Sturzprophylaxe gehört dabei unter anderem Gleichgewichtstraining und Muskelaufbau, sowie die Wohnumgebung nach Stolperfallen abzusuchen und diese zu entfernen.