Unter dem medizinischen Begriff „Tremor“ versteht man unwillkürliche, meist rhythmische Schüttelbewegungen unterschiedlicher Körperpartien wie Hände, Arme oder Kopf. Sie treten auf, ohne dass der Betroffene dies bewusst steuern kann. Erzeugt wird das Zittern meist von rasch wechselnden Einsätzen von Muskeln, die eigentlich im Körper für genau die entgegengesetzte Bewegung verantwortlich ist. Es gibt unterschiedliche Formen des Tremors und ebenso unterschiedlich wie die Form, ist auch die Tremor-Behandlung.
Der Tremor kann sich unterschiedlich manifestieren, wobei die häufigste Form der essentielle Tremor ist. Es kann sich aber auch um eine dauerhafte Störung handeln, die den Betroffenen auch im Ruhezustand begleitet. Grundsätzlich unterscheidet man in der Medizin bei den Tremorerkrankungen je nach Ausschlag und Geschwindigkeit der Bewegungsausschläge. Demnach gibt es den feinschlägigen, den mittelschlägigen und den grobschlägigen Tremor. Der niederfrequente Tremor hat eine Zitterfrequenz von weniger als vier Auffälligkeiten in der Sekunde. Handelt es sich um einen mittelfrequenten Tremor, tritt das Zittern in einem Abstand von vier bis sieben Hertz auf. Bei einem hochfrequenten Tremor gehören schnelle Zitterbewegungen von bis zu 15 Hertz zum Krankheitsbild.
Zusätzlich gibt es eine Unterscheidung hinsichtlich der Situationen, in denen das Zittern beim Betroffenen auftritt. Hier gibt es den sogenannten Haltetremor, der ein ganz natürliches Phänomen darstellt. Er tritt unter anderem dann auf, wenn ein Gegenstand gegen die Schwerkraft gehalten wird, etwa wenn man ein Trinkglas am ausgestreckten Arm hält. Dabei müssen zwei einander entgegensätzlich wirkende Muskeln zusammenarbeiten.
Der sogenannte Intentionstremor findet sich dann, wenn jemand ein ganz bestimmtes Ziel ansteuern möchte, etwa wenn er mit dem Finger seine Nasenspitze berühren möchte. Wer am Intentionstremor leidet, der spürt ein umso stärkeres Zittern, je näher die Hand zur Nase kommt.
Der Bewegungstremor tritt bei Bewegungen auf, die willkürlich, also weder bewusst noch zielgerichtet erfolgen. Es gibt hier die Unterscheidung zwischen einem aufgabenspezifischen Tremor oder einem positionsspezifischen Tremor.
Der sogenannte zerebelläre Tremor ist eine Sonderform der Tremorerkrankungen und wird sowohl zum Intentionstremor als auch dem Bewegungstremor zugerechnet. Ein langsames, aber sehr starkes Zittern wird beispielsweise durch Blutungen, aber auch Tumore oder Schlaganfälle und Multiple Sklerose ausgelöst.
Was der Auslöser für den Tremor ist, ist meist sehr individuell zu definieren. Beim sogenannten essentiellen Tremor, der als häufigste Form gilt und der in jeder Altersgruppe zu finden ist, geht man davon aus, dass eine genetische Ursache als Auslöser zu nennen ist. Er macht sich vor allem bei Bewegungen bemerkbar und findet Ausdruck durch Zittern der Hände oder des Kopfes. Auch die Stimmbänder können von dieser Tremorform betroffen sein.
Auch beim orthostatischen Tremor, der sich durch ein hochfrequentes Zittern der Beinmuskulatur ausdrückt, ist die genaue Ursache unbekannt. Kleinere Schädigungen des Hirnstammes sind hier ebenso zu nennen wie Morbus Parkinson, bei der der Tremor als typisches Symptom gilt. Hier sind Schaltstellen im Gehirn des Betroffenen geschädigt, was zu Bewegungsstörungen und Zittern führt. Zu beobachten ist vor allem der sogenannte Ruhetremor, das bedeutet, dass das Zittern beispielsweise auftritt, wenn die Hand des Betroffenen ruhig in seinem Schoß liegt. Bewegt sich die Hand, bessert sich auch der Tremor.
Ursache für eine Tremorerkrankung kann auch eine sogenannte Dystonie sein. Dabei sind die motorischen Zentren im Gehirn des Betroffenen gestört, wodurch es zu unwillkürlichen Anspannungen der Muskulatur kommen kann.
Auch bei einer Schilddrüsenüberfunktion oder bei der Basedow-Krankheit, bei der eine autoimmun bedingte Entzündung der Schilddrüse gegeben ist, kann es zu Tremorerkrankungen, etwa zum Zittern der äußeren Gliedmaßen wie den Fingern, kommen.
Sowohl der Schlaganfall als auch sein „Vorbote“ TIA, also die transitorisch Ischämische Attacke können eine Tremorerkrankung auslösen. Denn durch einen Schlaganfall entstehen im Gehirn Narben, die – abhängig von der betroffenen Hirnregion – mehr oder weniger starkes Zittern auslösen können. Der sogenannte Holmes Tremor ist ein arhythmisches Zittern, dessen Ursache eine Schädigung des Übergangs zwischen Hirnstamm und Mittelhirn ist.
Auch eine Gehirnentzündung, etwa infolge von Masern, Röteln oder einer Infektion mit FSME, schädigt die Nervenzellen. Dadurch kann ein Tremor entstehen.
Morbus Wilson, bei der der Kupferstoffwechsel in der Leber gestört ist, und Alzheimer, bei dem es zu einer Degeneration der Nervenzellen im Gehirn kommt, sind ebenso Ursachen für eine Tremorerkrankung. Versagen Nieren oder die Leber, kommt es zu einer Anreicherung von Stoffwechselprodukten wie Kreatinin und beispielsweise Harnstoff, und in der Folge zu neurologischen und motorischen Störungen. Tremor bzw. Muskelzucken kann hier also Konsequenz beim Betroffenen auftreten.
Auch Nervenschäden, die in der Fachsprache als Neuropathien bezeichnet werden, können Tremor auslösen. Experten sprechen hier von einem neuropathischen Tremor, der infolge von toxischen Substanzen, aber auch einer Diabetes-Erkrankung oder unterschiedlichen Infektionskrankheiten auftritt.
Der sogenannte Gaumensegeltremor findet Ausdruck durch rhythmische Bewegungen des Gaumensegels. Er findet sich vor allem nach einer Schädigung des Kleinhirns als Symptom, wobei die genaue Ursache unklar ist.
Auch wenn es eine weit verbreitete Ansicht ist, dass zitternde Muskeln eine Alterserscheinung sind, so ist dies falsch. Diese Auffassung findet sich einfach deswegen, weil viele Krankheiten im Alter mit den Symptomen des Tremor auftreten. Deshalb ist es immer sinnvoll, einer Tremorerkrankung bzw. seiner möglichen Ursache auf den Grund zu gehen.
Wichtigster Grund für eine Tremor-Diagnose ist es, festzustellen, welche Art von Tremor überhaupt beim Betroffenen vorliegt. Dazu wird es eine gezielte Anamnese geben, etwa die Frage nach traumatischen Erlebnissen, anhaltendem Stress oder starken psychischen Belastungen. Auch eine etwaige Medikamenteneinnahme sowie deren Nebenwirkungen gilt es herauszufinden.
Eventuell kann es auch sein, dass die Bewegungsabläufe beim Betroffenen genau in Augenschein genommen werden. Denn bestimmte Auffälligkeiten beim Gehen oder der Haltung des Körpers könnten ein Indiz für Erkrankungen des Nervensystems oder des Gehirns sein. Auch die Reflexe gilt es zu prüfen, denn fehlende oder einfach zu schwache Reflexe oder Sensibilitätsstörungen können Aufschluss über die Tremorerkrankung geben.
Führt der Arzt Laboruntersuchungen in Bezug auf den Tremor durch, geht es darum, Blut oder Urin auf Hinweise zu möglichen Vergiftungen, Entzündungen oder Stoffwechselstörungen zu untersuchen. Eine Analyse der Rückenmarksflüssigkeit, die im Rahmen einer Lumbalpunktion erfolgt, gibt Aufschluss über etwaige neurologische Erkrankungen.
Untersuchungen mittels sogenannter bildgebender Verfahren drehen sich um das Gehirn, hier kommt vor allem die Magnetresonanztomografie zur Anwendung. Ein nuklearmedizinisches Hirnfuktions-SPECT wiederum gibt Aufschluss darüber, ob eventuell eine Dystonie, also eine Störung des Spannungszustandes der Muskeln, vorliegt.
Grundsätzlich ist festzuhalten: Tremor ist als Symptom zu sehen und nicht vorrangig als Krankheit. Damit geht es in erster Linie darum, die dem Zittern zugrundeliegende Erkrankung herauszufinden. Ist keine ursächliche Therapie möglich, kommt es zu einer definitiven Behandlung des Tremor, so wird beispielsweise der essenzielle Tremor konkret behandelt.
Die Tremor-Behandlung erfolgt unter anderem mittels der Verabreichung von Medikamenten wie etwa
Bei besonders schweren Fällen von Parkinson-Erkrankungen oder auch essenziellem Tremor kann auch eine Therapie mittels Hirnschrittmachers erfolgen. Dieser wird direkt ins Gehirn des Betroffenen eingesetzt und unterbricht dort die vorhandenen Störsignale, die den Tremor auslösen.
Wird ein Tremor mittels Ergotherapie behandelt, geht es einfach darum, dass die Betroffenen mit dem Zittern besser umgehen lernen. Wer etwa beim Schreiben deutlich zittert, kann einfach regelmäßig Pausen machen oder statt der Schreibschrift auf die Druckschrift umstellen. Wer beim Essen stark zittert, kann während der Nahrungsaufnahme seine Ellenbogen komplett auf dem Tisch abstützen und so mehr Ausgleich erzeugen.
Oft ist eine psychische Anspannung Auslöser oder zumindest Verstärker der Tremorsymptome. Hier helfen Entspannungsübungen wie etwa Autogenes Training oder auch die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder Meditation.
Nachdem der physiologische Tremor eine Form der natürlichen Körperreaktion ist, ist eine gezielte Vorbeugung nicht möglich. Grundsätzlich hilft es aber, wenn ein gesunder Lebenswandel sowie eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung erfolgt. Zusätzlich verringert die Vermeidung von dauerhaftem Stress eine Tremorerkrankung.