Gürtelrose oder herpes zoster ist eine unangenehme Erkrankung, die lange Zeit wie die ihr zugrundeliegenden Windpocken als unausweichlich gefürchtet wurde. Man bekam die Windpocken möglichst als Kind, da diese meist einen milderen Verlauf hatten als bei Erwachsenen, und trug von da an die Viren im Körper, die jederzeit ausbrechen und eine Gürtelrose verursachen konnten.
Inzwischen kann man jedoch gegen Windpocken impfen - und seit 2018 ist für Senioren auch eine Impfung gegen Gürtelrose erhältlich. So sind endlich auch diejenigen geschützt, die nicht als Kinder die Windpocken durchlitten haben und für die eine Ansteckung im höheren Alter wesentlich risikobehafteter ist.
Doch was steckt hinter der Gürtelrose-Impfung für Senioren und ist sie für alle im fortgeschrittenen Alter empfehlenswert?
Gürtelrose ist eine Viruserkrankung, die durch die Varizella-Zoster-Viren hervorgerufen wird. Landläufig nennt man die Ersterkrankung Windpocken, bei der der ganze Körper von kleinen, flüssigkeitsgefüllten Bläschen überzogen ist, die stark jucken und schmerzen.
Nach dem Abklingen der Windpocken bleiben die Viren inaktiv im Körper, meist im Rückenmark. Sie können Jahre oder auch Jahrzehnte dort ausharren und werden in der Regel erst aktiv, wenn das Immunsystem mit zunehmendem Alter, durch Krankheit oder immunsupprimierende Therapien geschwächt ist.
Meist zeigt sich eine Gürtelrose als schmerzhafter Ausschlag, der sich wie ein Band über den Körper zieht. Daher auch der Name: Oft liegt der Ausschlag wie ein Gürtel um den Rumpf. Er kann jedoch auch im Gesicht auftreten und selten in der unteren Körperhälfte oder sogar am gesamten Körper. Ähnlich den Windpocken bilden sich kleine Bläschen, die Juckreiz verursachen und teilweise sehr stark schmerzen. Hinzu kommen meist Gliederschmerzen, da sich die Nerven entzünden können und meist nur langsam abklingen. In schlimmen Fällen können die Schmerzen auch monate- bis jahrelang verbleiben und so die Lebensqualität massiv einschränken.
Nur wer das Virus bereits in sich trägt, kann an einer Gürtelrose erkranken. Und während die Windpocken hochansteckend sind, ist es die Gürtelrose kaum. Nur der direkte Kontakt mit aufgeplatzten Bläschen kann eine Infektion mit dem Virus weitergeben. Jedoch ist eine Ansteckung in jedem Lebensalter möglich, solange man nicht bereits eine Windpocken-Erkrankung überstanden hat oder gegen die Windpocken geimpft wurde.
Eine Gürtelrose ist in erster Linie schmerzhaft, weswegen viele die Erkrankung auf die leichte Schulter nehmen. Doch unterschätzt man schnell die Einschränkungen, die mit den Schmerzen einhergehen, denn oft erschweren sie das Gehen, Stehen, Liegen und Greifen. Zudem klingen die Schmerzen nicht selten sehr viel langsamer ab als der Ausschlag und verbleiben unter Umständen ganze Jahre. Kommen dann alterstypische Erscheinungen und Erkrankungen hinzu, die ihrerseits Schmerzen verursachen oder die Mobilität verringern, ist schnell die Selbstständigkeit in Gefahr.
Neben den Schmerzen ist aber auch jede Entzündung immer ein Gesundheitsrisiko. Betrifft die Gürtelrose beispielsweise das Gesicht, kann die Entzündung auf das Auge übergreifen und eine komplizierte Hornhaut-Entzündung nach sich ziehen. Auch geht der Ausschlag häufig mit kleinen Wunden einher, da die Bläschen einen starken Juckreiz auslösen. Diese Wunden sind ein Einfallstor für Bakterien, da das Immunsystem ja bereits im Vorfeld geschwächt war, und können schlimmstenfalls mit multiresistenten Erregern in Kontakt kommen.
Je geschwächter das Immunsystem ist, desto höher ist auch das Risiko, dass die Viren eine Hirnhautentzündung nach sich ziehen, Lähmungserscheinungen auslösen oder Empfindungen stören. Bei einer massiv immunsupprimierenden Therapie kann ein Ausbruch der Gürtelrose sogar den ganzen Körper bis hin zu den inneren Organen befallen.
Seniorinnen und Senioren sind aufgrund des im Alter abnehmenden Immunsystems besonders gefährdet, an einer Gürtelrose zu erkranken. Auch sind sie in der Regel nicht gegen Windpocken geimpft und haben im Kindesalter die Windpocken durchlebt, tragen also das Virus in sich. Hinzu kommen die allgemeinen Erkrankungen, die sich im Alter einstellen, und die auf verschiedene Weise problematisch sind: Sie können die Gürtelrose selbst auslösen oder durch die Einnahme von Medikamenten das Immunsystem abschwächen, sodass ein Ausbruch des Virus droht. Aber auch indirekt erschweren sie die Erkrankung, weil bereits Einschränkungen und Schmerzen vorliegen, die sich durch die Gürtelrose noch verschlimmern.
Eine Impfung mit Lebendimpfstoff wurde in Deutschland 2013 zugelassen, mit Totimpfstoff 2018. Die STIKO (Ständige Impfkommission) rät dringend zur Impfung mit dem Totimpfstoff, da dieser längeren und zuverlässigen Schutz bietet. Für Seniorinnen und Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist der Lebend-Impfstoff auch nicht geeignet. Daher ist es wichtig, auf ein gestärktes Immunsystem zu achten.
Die Impfung kann die Gürtelrose meist verhindern, sorgt bei einem etwaig doch erfolgten Ausbruch für einen wesentlich milderen Verlauf und minimiert das Risiko für anhaltende Folgeschmerzen. Die STIKO empfiehlt sie für alle ab 60 und für Personen ab dem 50. Lebensjahr, deren Immunsystem aufgrund von Krankheit, Organ- oder Knochenmarktransplantation oder supprimierender Therapie geschwächt ist oder die mit einer chronischen Erkrankung wie COPD, rheumatoider Arthritis oder einer Autoimmunerkrankung leben.
Gegen Gürtelrose wird mit einem sogenannten Totimpfstoff geimpft. Dabei handelt es sich um die Verabreichung von abgetöteten Viren, die ihrerseits nicht gefährlich sind, aber eine Immunreaktion erzeugen. Die Impfung erfolgt zweimal in einem Abstand von mindestens 2 und höchstens 6 Monaten. Die Kosten trägt die gesetzliche Krankenkasse.
Nach aktueller Studienlage ist der Schutz für mindestens vier Jahre wirksam, bis eine Auffrischung erfolgen muss. In dieser Zeit sind 80 - 90 % der Geimpften vor einem Gürtelrose-Ausbruch geschützt, die Impfung ist also hochgradig wirksam.
Eine Gürtelrose-Impfung kann auch dann verabreicht werden, wenn unklar ist, ob man bereits an Windpocken erkrankt war, also das Virus überhaupt in sich trägt. Nur bei einer bevorstehenden immunsupprimierenden Therapie ist ein Bluttest zum Nachweis einer erfolgten Erkrankung wichtig, um die Behandlung optimal zu halten. Für alle anderen ist eine Impfung auch ohne Ersterkrankung hilfreich, um im Vorfeld schon die Ansteckung zu verhindern.
Ebenso ist die Impfung für diejenigen sinnvoll, die bereits einen Ausbruch der Gürtelrose hinter sich haben. Denn die Viren können weiterhin jederzeit aktiv werden und eine neue Gürtelrose verursachen, was die Impfung verhindert. Sie ist jedoch keine Behandlung einer akuten Gürtelrose, sondern kann erst nach vollständiger Genesung verabreicht werden.
Ein großer Vorteil ist die Kompatibilität mit anderen Impfungen. So kann eine Gürtelrose-Impfung komplikationsfrei beispielsweise mit der jährlichen Grippe-Impfung erfolgen und auch mit anderen routinemäßig anstehenden Impfungen.
Wie bei jeder Impfung sind Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle eine mögliche Nebenwirkung, die auch schmerzen und jucken kann. Manche reagieren auf Impfungen generell mit allgemeinen Krankheitssymptomen, die an einen grippalen Infekt erinnern: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber bis hin zu Schüttelfrost und Muskel- oder Gliederschmerzen, die nach ein bis drei Tagen auftreten. Bei den meisten Menschen schwellen auch die Lymphknoten unter der Achsel des geimpften Arms an, was eine normale Reaktion des Immunsystems auf eine Infektion ist.
Wenn Krankheitssymptome auftreten, ist unter Umständen wie bei jedem anderen Infekt die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt. Gegen die Symptome sind übliche Mittel wie rezeptfreie Schmerzmittel und fiebersenkende Medikamente ohne Wechselwirkung einsetzbar.
Menschen, die eine Unverträglichkeit gegen den Impfstoff haben, dürfen nicht geimpft werden. Dies können Sie in einem Beratungsgespräch in Ihrer hausärztlichen Praxis abklären.
Darüber hinaus ist die Gürtelrose-Impfung sehr nebenwirkungsarm. Wenn Sie blutverdünnende Mittel einnehmen, ist beim Einstich Vorsicht zu wahren, um keine unschönen Hämatome zu verursachen, jedoch ist dies kein Grund gegen die Impfung.
Mit zunehmendem Alter lässt das Immunsystem nach und wird anfälliger für diverse Krankheiten. Da die meisten Seniorinnen und Senioren im Kindesalter die Windpocken durchlebt haben, sind sie einem hohen Risiko für eine Gürtelrose-Erkrankung ausgesetzt. Diese ist nicht nur schmerzhaft und unangenehm, sondern kann auch lange noch nachwirken und bedrohliche Entzündungen an anderer Stelle auslösen.
Da die Gürtelrosen-Impfung sehr wirksam bei gleichzeitig niedrigem Nebenwirkungsrisiko ist, ist eine Entscheidung für die Impfung sehr empfehlenswert.
Wer bereits mit einem geschwächten Immunsystem lebt oder immunsupprimierende Mittel nehmen muss, weil z. B. eine Autoimmunerkrankung vorliegt, eine Organ- oder Knochenmarktransplantation durchgeführt wurde oder eine Krebstherapie ansteht, hat ein hohes Risiko, eine Gürtelrose zu erleiden. Dies kann auch eine aktuelle Behandlung gefährden oder eine Krankheit verschlimmern.
Noch stärker gefährdet sind Personen, die noch keine Windpocken hatten und auch nicht gegen diese geimpft sind. Auch diese profitieren daher immens von einer solchen Impfung. Darüber hinaus wirkt der Impfstoff auch, wenn Sie sich nicht mehr sicher sind, ob Sie bereits das Virus aufgrund der Windpocken in sich tragen.