Haarausfall im Alter ist ein zeitloses Thema - ob humorvolle Sketche über Toupets, Werbung für diverse zweifelhafte Wundermittel des Haarwuchses oder das schamhafte Verstecken glatzköpfiger Stellen. Das Thema Haare spielt eine große Rolle beim Älterwerden und ist mit viel Unsicherheit begleitet. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich in seriösen Quellen informieren, was der Haarverlust bedeutet und wieso er auftritt. Daher fassen wir die wichtigsten Informationen und Tipps zum Thema „Haarausfall im Alter“ für Sie zusammen.
Haarausfall tritt im Alter ganz natürlich auf. Er hat viele Ursachen und ist daher auch nur bedingt behandel- oder verhinderbar. Von einem krankhaften Haarausfall spricht man allerdings erst ab einem Verlust von mehr als 100 Haaren täglich.
Eine der Hauptursachen ist der genetisch bedingte Haarausfall, die sogenannte androgenetische Alopezie. Sie betrifft sowohl Männer als auch Frauen, auch wenn der Begriff androgenetisch auf den ersten Blick nur auf Männer hindeutet. Bei der androgenetischen Alopezie zeigen die Haarfollikel eine erhöhte Empfindlichkeit für Dihydrotestosteron (DHT), ein männliches Sexualhormon, das sich aus Testosteron entwickelt und das auch Frauen bilden.
Noch unbekannt ist die Ursache von kreisrundem Haarausfall, der theoretisch in jedem Alter auftreten kann. Dabei verlieren Betroffene plötzlich und teilweise büschelweise Haare, die nur glatte Kopfhaut hinterlassen. Vermutet wird psychischer Stress als Verursacher, aber auch ein Zusammenhang mit einem übersäuerten Organismus wird erforscht. Beides ist im Alter nicht selten, ebenso ist dann auch ein Haarverlust als Nebenwirkung von Medikamenten möglich.
Zu den oft unterschätzten Ursachen gehört die Durchblutung der Kopfhaut, die im Alter abnimmt. Allgemein ist der Kreislauf im Alter geschwächt und durchblutet daher die peripheren Gefäße nicht mehr so gut wie zuvor. Das betrifft die Kopfhaut natürlich wie jeden anderen Bereich. Ebenso können durch einen Nährstoffmangel Haarfollikel eher brüchig werden und deshalb oft nicht mehr gut gehalten werden.
Einige Krankheiten - und auch einige Medikamente - äußern sich durch Haarausfall oder bedingen diesen. Eine Schilddrüsenunterfunktion, die sogenannte Hypothyreose, tritt nicht selten im höheren Alter deutlicher in Erscheinung. Sie stört den körpereigenen Stoffwechsel und lässt nicht nur die Haare spröde werden, sondern verlangsamt auch den Haarwuchs insgesamt.
Auch an eine Autoimmunerkrankung, deren Symptome sich erst jetzt zeigen, ist zu denken. Dabei hält das geschwächte Immunsystem die eigenen Zellen für krankhaft und greift diese an. Dies kann auch die Haarfollikel betreffen und somit zu plötzlichem Haarausfall führen, der nur durch die richtige Behandlung wieder abklingt. Meist zeigt sich eine Autoimmunerkrankung dann auch durch kreisrunden Haarausfall, der bis zu einer vollständigen Entfernung aller Haare reichen kann.
Ekzeme oder Pilzerkrankungen der Kopfhaut sind ebenfalls für Haarausfall verantwortlich. Dabei können sie einerseits auf die Haarfollikel selbst wirken und einen Ausfall bewirken oder das Nachwachsen verhindern, aber auch das Aufkratzen der juckenden Kopfhaut reißt oft Haare aus. Hier besteht das Risiko, dass durch eine schlechte Wundheilung auch der Haarausfall dauerhaft bleibt, weil die Haare in der Narbenhaut nicht wachsen können.
Die androgenetische Alopezie prägt sich unterschiedlich bei Frauen und Männern aus. Bei beiden lichtet sich das Haupthaar, während der Haarwuchs an anderen Körperstellen zunimmt. Bei Männern ist das deutlicher zu sehen, weswegen sie meist zu einer Glatze neigen und gleichzeitig einen stärkeren Bartwuchs aufweisen. Das Haar von Frauen wird dünner und dünnt sich aus, dafür steigt bei ihnen die Behaarung an Unterschenkeln, Zehen und im Gesichtsbereich.
Der Grund dafür liegt in dem „Normalspiegel“ des androgenetischen Hormonhaushaltes, der bei Männern sehr viel höher liegt als bei Frauen. Zudem verändert sich bei Frauen in der Menopause die Hormonbalance, da sie weniger Östrogen und Progesteron produzieren, während andere Hormone unverändert bleiben.
Einige Krankheiten betreffen zudem Frauen und Männer in unterschiedlichem Alter oder in unterschiedlichem Ausmaß. So erkranken Frauen weitaus häufiger an einer Schilddrüsenunterfunktion oder erleben schwerwiegendere Nebenwirkungen, weil Medikamente in den klinischen Studien meist nur an Männern und deren Hormonsystem getestet wurden.
Leider verspricht die Werbung im Fernsehen, Magazinen und von Plakatwänden oft geradezu Wunder in Bezug auf Haarwuchs. Zudem finden sich im Internet in Gesundheitsforen obskure, teils sogar gesundheitsgefährliche Tipps für das Aufhalten von Haarausfall oder das Anregen von Haarwachstum.
Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie jede Maßnahme immer mit Ihrer Hausärztin besprechen. In der Hausarztpraxis werden Sie auch auf die Ursachen getestet, um die Therapie entsprechend anzupassen. Zudem kann Ihr Hausarzt im Kontext Ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte auch übliche Hausmittel bewerten und somit unangenehme Nebenwirkungen von Medikamenten oder Vorerkrankungen vermeiden.
Genetisch bedingten Haarausfall kann man nur mit der Gabe von Hormonen entgegenwirken. Meist verschreibt man Ihnen Anti-Androgene in Tablettenform. Sie blockieren die Rezeptoren für das DHT und fördern die Durchblutung der Kopfhaut. Frauen erhalten während und nach der Menopause unter Umständen ohnehin Hormone, um die schwankende Balance auszugleichen und den Körper zu entlasten. So wirkt sich auch der genetisch bedingte Haarausfall nur schwach aus und bleibt teils sogar unbemerkt.
In die Mode kommen langsam Haartransplantationen. Diese wirken natürlich erst dann, wenn bereits ein vollständiger Haarverlust an einer Stelle vorliegt. Dabei wird bei der häufigsten Methode behaarte Haut an anderer Stelle entnommen und in kleinste Teile aufgeteilt, sodass diese Hautinseln nur noch ein Haar umfassen. Diese werden dann in die vorher vorbereiteten Gebiete transplantiert. Vor allem Männer unterziehen sich diesem kosmetischen Eingriff, der gesellschaftlich breit diskutiert wird und mancherorts noch als Tabuthema gilt. Er wird meist nicht von der Krankenkasse bezahlt, weswegen sich ein eigener Medizintourismus in andere Länder gebildet hat, in denen ein solcher Eingriff günstiger ist.
Kreisrunder Haarausfall, der mutmaßlich auf Entzündungen zurückzuführen ist, profitiert massiv von einer Kortisonbehandlung. Allerdings dünnt diese auch gleichzeitig die Haut aus, was wieder zu Haarverlust führen kann. Außerdem besteht das Risiko, dass selbst wenn die Behandlung gut vertragen wird, nach dem Absetzen des Kortisons der Haarausfall erneut beginnt.
Die meisten Shampoos, Spülungen, Öle, Kuren und Salben haben keinen nachweislichen Effekt auf Haarausfall, sondern lediglich auf die Gesundheit der Kopfhaut. Eine übermäßige Nutzung kann dieser aber gleichzeitig auch schaden, sie austrocknen oder Pilze und Ekzeme begünstigen.
Die Durchblutung der Kopfhaut anzuregen ist bei Haarausfall immer sinnvoll. Das kann durch entsprechende Medikamente geschehen, aber auch durch regelmäßige Kopfmassagen, die gleichzeitig auch noch das Stresslevel senken und somit doppelt wirksam sind.
Tatsächlich kann die Ernährung eine solche Auswirkung auf den Körper haben, dass Ihnen die Haare ausfallen. Jedoch ist die Wirkung auf die Vermeidung von Haarverlust oder das Anregen von neuem Haarwuchs bestenfalls zweifelhaft und kann auch bei unsachgemäßem Gebrauch teilweise sehr schädlich für Sie sein.
Eine unausgewogene Ernährung, die dem Körper nicht ausreichend Nährstoffe liefert, führt oft zu Haarverlust. Besonders Zink, Eisen und die Vitamine A und C sind wichtig für gesunde Haare und eine gesunde Kopfhaut. Aber sie sollten nicht als Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich zugeführt werden, sofern keine ärztliche Indikation dafür vorliegt. Denn solche Ergänzungsmittel werden vom Körper, wenn kein Mangel besteht, meist unverändert wieder ausgeschieden. In manchen Fällen, wie bei Vitamin A kann es aber sogar selbst zu Haarverlust führen.
Omega-3-Fettsäuren sind in vielerlei Hinsicht sehr gesund für den Körper und wirken als Entzündungshemmer auch gegen einige Ursachen von Haarausfall. Sie finden Omega-3 vor allem in Fisch, Leinsamen und Walnüssen und können es auch kaum überdosieren.
Problematisch sind Diäten ohne ärztliche Anweisung und sehr einseitiges oder extremes Essverhalten, denn diese resultieren oft in einer Nährstoffunterversorgung. Das schadet Ihrem Körper mannigfaltig, sodass der Haarausfall mehr ein Symptom ist, das bei einer ausgewogenen Ernährung und ausreichender Zufuhr von Nährstoffen wieder abklingt.
Wenn Ihr Hausarzt eine Diagnose für Ihren Haarausfall stellen will, wird er auch ein Blutbild veranlassen. Hier achtet man auf den Spiegel bestimmter Hormone und Nährstoffe, die für typische Ursachen des Haarverlustes eine Rolle spielen.
Ein niedriger Ferritin- oder Hämoglobinspiegel zeigt einen Eisenmangel an, der häufig Haarverlust zur Folge hat. Die Schilddrüsenhormone T3, T4 und TSH geben Aufschluss über eine Fehlfunktion der Schilddrüse, wobei sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion vorliegen kann. Ein Zinkmangel wirkt sich negativ auf die Zellteilung und damit das Wachstum von Haaren aus. Folsäure, Vitamin B und Vitamin B12 sind häufig im Alter niedriger als gewohnt, was viele Ursachen haben kann und viele gesundheitliche Probleme mit sich bringt.
Beim Hormonspiegel achtet Ihr Arzt vor allem auf Testosteron und Dihydrotestosteron. Ist dieser Wert erhöht oder bei Frauen gleichbleibend bei gleichzeitig niedrigem Spiegel von Östrogen und Progesteron, liegt genetisch bedingter Haarausfall nahe. Bei Frauen wird zudem auch auf einen niedrigen Estradiolspiegel geprüft.
Um eine umfassende Diagnose zu stellen, werden aber nicht allein die Blutwerte betrachtet, sondern weitere Untersuchungen und auch eine Anamnese hinzugezogen. Dabei bespricht Ihre Hausärztin oder Ihr Dermatologe auch gleich mögliche Therapien und auch sonstige Maßnahmen, die die Therapie unterstützen können. Ebenso werden Sie psychologische Unterstützung erfahren, da Haarverlust noch immer sehr stigmatisiert im Schönheitsideal unserer Gesellschaft ist und daher für emotionalen Stress sorgt, wenn die Haare ausfallen - was wiederum den Haarausfall verstärken kann.
Zusammenfassend ist eine eingehende Diagnose bei Haarverlust nicht allein auf Blutwerte beschränkt. Neben weiteren Untersuchungen und Anamnese spielen auch psychologische Faktoren eine wichtige Rolle, da Haarausfall emotional belasten kann. Ärzte besprechen nicht nur Therapien, sondern auch Maßnahmen zur psychologischen Unterstützung. Außerdem sollten Betroffene unbedingt auf eine ausgewogene Ernährung achten, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen.