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Künstliches-Hüftgelenk

Künstliches Hüftgelenk - der richtige Zeitpunkt und Alternativen

Stand 19. März 2025

Das Hüftgelenk ist eines der wichtigsten Gelenke im menschlichen Körper, denn es ermöglicht das Gehen, Sitzen und Stehen und wird tagtäglich von uns gefordert. Entsprechend drastisch sind die Folgen, wenn der natürliche Verschleiß oder auch eine Schädigung aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls das Gelenk einschränkt. Im Alter kommt daher öfter ein künstliches Hüftgelenk zum Einsatz, eine sogenannte Hüftendoprothese, die die Funktion übernimmt und dadurch Schmerzen und Mobilitätsprobleme vermeidet.

Hunderttausende Menschen entscheiden sich jedes Jahr für eine Hüftprothese. Doch jede größere Operation hat im Alter auch ihre Risiken und daher sollte der Ersatz des Hüftgelenks gut überlegt und informiert geschehen. Deswegen tragen wir in diesem Artikel alles zusammen, was Sie über Hüftendoprothesen wissen müssen.


Was ist ein künstliches Hüftgelenk?

Das künstliche Hüftgelenk fällt in die Kategorie der Implantate und ersetzt das natürliche Hüftgelenk teilweise oder vollständig. Es besteht normalerweise aus mehreren Einzelteilen und ist der Hüfte nachempfunden, beinhaltet also eine Hüftpfanne, einen Hüftkopf und einen Schaft für den Oberschenkelknochen. Die Mechanik ist so konstruiert, dass eine natürliche Beweglichkeit soweit wie möglich geschaffen wird, wobei die tatsächliche Umsetzung vom eigenen Gesundheitszustand und auch vom Anlass des Hüftersatzes abhängt - so ist z.B. nach einem schweren Sturz auch zu beachten, ob der Oberschenkelknochen in Mitleidenschaft gezogen ist und gegebenenfalls nicht mehr so viel Belastung tragen kann wie zuvor.

Es gibt zwei Arten von künstlichen Hüftgelenken: die vollständige Prothese, die Totalendoprothese, und die Teilprothese, die nur den Oberschenkelkopf ersetzt und eine funktionierende Gelenkpfanne erhält. Beide sind in der Regel aus langlebigen, gut verträglichen Metalllegierungen oder Kunststoffen gefertigt, die sowohl stabil als auch robust genug sind und kein unnötiges Gewicht zur Belastung hinzufügen. 

 

 

Wozu braucht man das Hüftgelenk?

Das Hüftgelenk ist unverzichtbar für die meisten Körperdrehungen, das Aufrechthalten und das Gehen. Es trägt einen großen Teil des Körpergewichts beim Sitzen und Stehen und verteilt die Kräfte, die beim Gehen entstehen, gleichmäßig auf das Skelett und dämpft gleichzeitig über den Gelenkknorpel Stöße ab. 

Aufgrund des sehr flexiblen Kugelgelenks ist es darauf ausgelegt, langfristig zu arbeiten und auch kleinere Stürze sowie Verdrehungen unbeschadet zu überstehen. Im Alter und gerade bei Erkrankungen wie Arthrose ist aber der Gelenkknorpel oft stark abgerieben, was zunehmend Schmerzen verursacht und auch die Beweglichkeit einschränkt.

 

Wann ist ein künstliches Hüftgelenk notwendig?

Ein künstliches Hüftgelenk wird üblicherweise in zwei Fällen notwendig: Wenn eine Erkrankung oder hohes Alter den Knorpel oder das Gelenk selber so weit angegriffen haben, dass die Funktion stark eingeschränkt oder nur unter Schmerzen noch möglich ist, oder wenn eine Verletzung das Hüftgelenk so stark beschädigt hat, dass es nicht mehr von alleine heilen würde.

 

Arthrose

Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die den Knorpel im Hüftgelenk betrifft. Sie baut diesen allmählich ab, sodass es zunehmend zur Reibung von Knochen auf Knochen kommt, was außerordentlich schmerzhaft ist und Entzündungen am Knochen verursachen kann.

Die Krankheit ist nicht heilbar, jedoch können ihre Folgen durch Medikamente und Physiotherapie hinausgezögert werden. Ist der Knorpel zu stark abgebaut, bleibt aber oft nur noch der Gelenkersatz als Option. Allerdings erhöht dies meist sprunghaft wieder die Beweglichkeit, sofern keine weiteren Erkrankungen vorliegen, und ist daher unter Arthrosebetroffenen eine sehr häufige Operation.

 

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Osteoporose

Im Gegensatz zur Arthrose betrifft die Osteoporose direkt die Knochen. Sie verringert die Knochendichte und macht sie damit porös und somit instabiler. Im Oberschenkelhalsknochen ist das fatal, denn dieser wird durch das ganze Körpergewicht belastet. 

Eine künstliche Hüfte bei Osteoporose ist ein kniffliges Unterfangen, wenn es nicht nur die Gelenkknochen, sondern auch die Oberschenkelknochen betrifft. Denn in diesen muss die Prothese verankerbar sein und stabil bleiben. Je nach Erkrankungsrate können dazu zusätzliche spezielle Implantate im Oberschenkelknochen erforderlich sein, um das Skelett stabil zu halten.

 

Nach Sturz oder Unfall

Ein schwerer Sturz kann das Leben in Sekunden auf den Kopf stellen. Besonders bei Senioren mit beginnender Osteoporose kann ein unglücklicher Sturz zum Bruch des Oberschenkelhalses führen, was nicht nur sehr schmerzhaft ist und langsam heilt, sondern was auch die Durchblutung des Knochens schädigen kann, wodurch eine Heilung unmöglich wird. In diesen Fällen ist ein künstliches Hüftgelenk beinahe alternativlos. 

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Rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich chronische Entzündungen an Gelenken bilden. Aufgrund der hohen Belastung des Hüftgelenks ist es häufig davon betroffen. Die Entzündungen sind schmerzhaft und greifen insbesondere den Gelenkknorpel an, was die Funktion zusätzlich einschränkt.

Ein künstliches Hüftgelenk kann bei hohem Betroffenheitsgrad eine Option sein, allerdings müssen hier mehr Faktoren berücksichtigt werden, da die Krankheit auch den Heilungsverlauf nach einer größeren Operation beeinflusst und für Komplikationen sorgen kann. 

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Operation?

Die Entscheidung für eine Operation hängt stark vom erwartbaren Ziel ab. Üblicherweise soll ein künstliches Hüftgelenk die Lebensqualität und Mobilität der Betroffenen wiederherstellen. Sind diese anderweitig eingeschränkt und würde sich dies durch die künstliche Hüfte nicht ändern, z.B. bei hoher Pflegebedürftigkeit und Bettlägerigkeit, so wiegen die Risiken jeder größeren Operation den Nutzen womöglich nicht auf. 


Symptome

Unabhängig von der Ursache sind Schmerzen und mangelnde Mobilität die häufigsten Symptome und auch Gründe für die Entscheidung für eine künstliche Hüfte. Typisch sind insbesondere Bewegungsschmerzen, die chronisch werden und schlussendlich auch ohne Belastung auftreten, sowie die Ausstrahlung in anderen Regionen durch die entstehende Fehlhaltung z.B. in der Leistengegend und in den Knien. 

Wenn das Gangbild zunehmend beeinträchtigt ist, nicht nur durch Schmerzen, sondern auch durch Schwellungen und Morgensteifigkeit und die insgesamte Flexibilität beim Drehen des Körpers spürbar nachlässt, wird Ihr Hausarzt sie spätestens auf ein künstliches Hüftgelenk ansprechen. 

 

Diagnoseverfahren

Bevor die Entscheidung für oder gegen eine Operation gefällt wird, muss eine gründliche Diagnose des Hüftgelenks erfolgen, bei der auch Alternativen in Betracht gezogen werden. Diese beginnt mit einer Anamnese, die Schmerzen, Beweglichkeit und andere Erkrankungen, die für die Operation relevant sind, beinhaltet. 

In bildgebenden Verfahren, z.B. beim Röntgen, im MRT oder im CT, werden die Knochenstruktur und Schäden am Knorpel begutachtet und bewertet. Auch ein Blutbild wird üblicherweise erstellt, um eine rheumatoide Arthritis auszuschließen. 

Am Ende des Diagnoseverfahrens stehen weitere Faktoren, die eine Entscheidung beeinflussen, wie das erwartbare Ziel, die Pflegebedürftigkeit oder die Nachsorgeregelungen. 

 

Welche Alternativen gibt es zum künstlichen Hüftgelenk?

Nicht immer ist der Ersatz des Hüftgelenks notwendig und unter Umständen können auch die Risiken einer größeren Operation für den individuellen Gesundheitszustand schädlicher sein als alternative Therapien. Auch weil der Hüftersatz nicht mehrere Jahrzehnte halten kann, sondern alle 10 bis 15 Jahre in der Regel ausgetauscht werden müsste, ist ein vollständiger Ersatz meist nur die letzte Option. 

Betroffene können, je nach Ursache für die Hüftproblematik, mit Physiotherapie und schmerzstillenden oder entzündungshemmenden Medikamenten erfolgreich jahrelang gegen Hüftgelenksprobleme einwirken, Schmerzen vermeiden und dabei gleichzeitig Lebensqualität erhalten.

 

Physiotherapie

Die Physiotherapie wird vom Hausarzt verschrieben und von der Krankenkasse bezahlt. Sie stärkt die Muskulatur am Hüftgelenk, um sie zu stabilisieren und zu entlasten. Das reduziert den Schmerz und verlangsamt zudem den Knorpelverschleiß. Durch individuelle Übungen wird zudem das Gangbild korrigiert, um Schmerzen aufgrund von Fehlhaltungen zu vermeiden, und es werden alternative Bewegungsabläufe für gelenkbelastende Tätigkeiten wie aufstehen oder etwas aufheben trainiert. 

Neben der manuellen Therapie kann die Physiotherapie auch Aquatherapie, also Übungen im Wasser, oder Wärmetherapie zur Verbesserung der Durchblutung enthalten. 

 

Medikamente und Injektionen

Gerade bei entzündlichen Krankheiten wie der rheumatoiden Arthritis sind akute Injektionen von Kortison eine bewährte Begleittherapie. Sie können Wochen bis Monate lang Symptome mildern, allerdings schädigen sie bei zu häufiger Verabreichung den Knorpel auch und können dann mehr schaden als nutzen. 

Eine orale Gabe von Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen ist ebenfalls typisch, aber langfristig problematisch, weil es den Magen belastet. 

 

Reha mit einem künstlichen Hüftgelenk

Nach der Operation wird ein Aufenthalt in einer orthopädischen Rehabilitationsklinik zur Nachsorge empfohlen. Diese kann stationär oder ambulant erfolgen und dient dazu, die medizinische Versorgung der Operationswunden sicherzustellen und zudem den Umgang mit dem Hüftersatz anzutrainieren.

Denn da eine künstliche Hüfte in der Regel sehr spät im Krankheitsverlauf eingesetzt wird, haben sich oft schon unbewusste Korrekturen im Gangbild, in der Haltung oder bei Drehungen etabliert, die nun wiederum hinderlich sein können. Auch fallen nun viele Maßnahmen weg, die Schmerzen oder andere Beschwerden vermeiden sollten. Das kann zu einer Überbelastung des Körpers führen, weil die nun veränderten Grenzen noch nicht intuitiv erfasst sind.

 

 

Alltag mit einem künstlichen Hüftgelenk

Die künstliche Hüfte sollte im Alltag vollständig die Funktion der natürlichen Hüfte ersetzen und all das ermöglichen, was der weitere Gesundheitszustand zulässt. Auch sportliche Aktivität ist wieder denkbar und auch für die Gesamtgesundheit förderlich, sofern sie die Muskulatur und den Herz-Kreislauf stärkt. Nichtsdestotrotz ist es ratsam, auf gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking zu setzen und erst eine Freigabe durch die behandelnde Ärztin einzuholen.

Auch wenn ein künstliches Hüftgelenk stabiler und somit bruchsicherer ist als eine natürliche Hüfte, so sollten weiterhin keine unnötigen Sturzrisiken eingegangen werden. Denn nicht nur kann durch die Hüfte der Oberschenkelhals bei einem Sturz stärker in Mitleidenschaft gezogen werden, es ist auch gesundheitlich bedenklich, eine weitere Operation zum Ersatz einer beschädigten Hüftprothese durchzuführen, wenn dies nicht sein muss. 


Fazit

Eine künstliche Hüfte ist oft ein Segen für Betroffene und stellt das Ende von Schmerzen und anstrengenden Therapiemaßnahmen dar. Trotzdem bedeutet sie einen großen, schwerwiegenden operativen Eingriff, der auch die Gesundheit belastet, und sollte daher nicht leichtfertig entschieden werden. Am Ende zählt vor allem, ob das Ergebnis die Risiken und Kosten übersteigt - und oft kann durch eine künstliche Hüfte wieder ein sehr großer Bewegungsradius geschaffen und ein schmerzfreier Alltag ermöglicht werden.

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