Altersdepression – So entsteht sie und das können Angehörige tun
Erfahren Sie hier alle wichtige Details zum Thema Altersdepression und wie Sie bei Verdacht oder der Diagnose richtig handeln.
Stand 18. Dezember 2020
Es gibt verschiedene Phasen im Leben, in denen wir uns der Endlichkeit unseres Daseins schmerzhaft bewusst werden. Zeiten, die dann oftmals mit einer gewissen Niedergeschlagenheit, mitunter aber auch mit einer „echten“ Depression verknüpft sind. Dies kann als sogenannte Altersdepression auch bei Senioren auftreten.
Ein altersbedingtes Hinterfragen des eigenen Lebensweges, das – je nach Veranlagung – schon früh beginnt. Denn manche Menschen stürzen bereits dann in eine Sinn- und Lebenskrise, wenn ihr 30. Geburtstag und damit das Ende der unbeschwerten Zwanzigerjahre vor der Tür steht.
Von der Midlife-Crisis bis hin zur Altersdepression
Typischer ist dagegen die so genannte Midlife-Crisis, die eine (unter anderem hormonell bedingte) Unsicherheit in der Mitte des eigenen Lebens, meist zwischen 45 und 55 Jahren, beschreibt.
Eine weitere Phase, in der wir Menschen besonders anfällig für Depressionen scheinen, stellt dann das höhere Alter dar. Quasi der „Herbst unseres Lebens“, in dem nicht zuletzt einsetzende Gebrechen oder eine zunehmende Hilflosigkeit ihren Teil zur Schwermut und Niedergeschlagenheit beitragen.
Dennoch geht die Gerontopsychiatrie davon aus, dass es die Altersdepression schlechthin nicht gibt. Vielmehr kommen auch bei Senioren und pflegebedürftigen Menschen alle möglichen Formen von depressiven Syndromen vor, wie sie der Medizin auch aus früheren Lebensabschnitten sehr wohl bekannt sind!
Warum die Diagnose der Altersdepression oftmals schwer fällt
Es scheint so, als ob Depressionen im Alter häufig nicht – oder zumindest erst nach einer längeren Leidensphase – erkannt werden. Ein Problem, das nicht zuletzt durch die körperlichen Gebrechen, die den „Schmerz der Seele“ häufig überlagern, verschärft wird.
Insofern sollten gerade pflegende Angehörige, aber auch die professionellen Hilfsdienste hier auf der Hut sein. Denn Laien fällt es oftmals schwer, eine vorübergehende Niedergeschlagenheit, die womöglich mit Phasen der Einsamkeit oder einer trüben Witterung zu tun hat, von einem schweren depressiven Geschehen zu unterscheiden.
Dabei können die Alarmzeichen für eine Depression wiederum körperlicher wie auch seelischer Natur sein. Denn neben Konzentrationsstörungen sowie einem tief verwurzelten Gefühl der Sinnlosigkeit (verbunden mit der Frage: wann darf ich endlich streben?) können auch Appetitlosigkeit, unerklärliche Rücken- und Kopfschmerzen oder aber Durchschlafstörungen mit einer Depression im Alter Hand in Hand gehen.
Rechtzeitig aktiv werden!
Dabei lassen sich Depressionen selbst im hohen Alter (noch) gut behandeln. Um so bedenklicher ist es daher, dass diese – wie wir oben gesehen haben – oftmals nicht oder nur mit einer deutlichen zeitlichen Verzögerung erkannt werden. Denn mit einer geeigneten Therapie lässt ich sich der Leidensdruck depressiver Senioren oder pflegebedürftiger Personen in aller Regel deutlich lindern.
Vor einer gesicherten Diagnose stellt sich dabei einmal mehr das Problem, körperliche Symptome wie Schmerzen, Schwindel oder Magen-Darmbeschwerden richtig – nämlich als Hilfeschrei der Seele – zu deuten.
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Ursachen der Altersdepression
Depressionen im Alter können nicht allein durch das Hinterfragen vorausgegangener Lebenswege und ein Erkennen der eigenen Gebrechlichkeit ausgelöst werden. Denn auch bestimmte Medikamente, etwa gegen Parkinson oder Herz-Kreislaufbeschwerden, gelten als mit Auslöser für Depressionen.
Ebenso wissen Mediziner, dass bestimmte Erkrankungen wie Alzheimer oder ein überstandener Schlaganfall depressive Schübe nach sich ziehen können. Nicht zuletzt sind gerade im Alter, wenn Abwechslung und Bewegung an der frischen Luft fehlen, saisonal bedingte Depressionen durchaus häufig. Ein Leidensbild, das sich dann – analog zur jüngeren Bevölkerung – mit dem Frühling und mehr Tageslicht wieder abschwächt.
Kurze Phasen, in denen Senioren und / oder pflegebedürftige Personen ruhiger und sich gekehrter erscheinen, sollte man daher nicht überbewerten. Im Umkehrschluss gilt es jedoch, bei einer sich verstärkenden Niedergeschlagenheit, die womöglich bereits mit oben genannten körperlichen Symptomen einhergeht, rechtzeitig aktiv zu werden.
Vom Hausarzt bis zum Experten
Vor einer Behandlung, die sowohl medikamentöse wie auch psychotherapeutische Ansätze verfolgen kann, steht stets eine gesicherte Diagnose. Dazu gehören ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, einschließlich einer Einsicht in die Medikation, sowie gegebenenfalls auch weitere diagnostische Maßnahmen (EEG, eventuell auch MRT), die vornehmlich das Gehirn „durchleuchten“.
Insofern setzt die Diagnose einer Depression im Alter ein reibungsloses Zusammenspiel verschiedener medizinischer Disziplinen voraus.
Altersdepression – Medikamentöse und nicht medikamentöse Ansätze
Steht die Diagnose, können sowohl medikamentöse wie auch verhaltenstherapeutische Ansätze zum Erfolg führen. Meist wird man, zumindest bei leichteren depressiven Verstimmungen, zunächst ausschließlich mit psychotherapeutischen Maßnahmen beginnen. Erst dann, wenn diese nicht zum Erfolg führen, wird auf Medikamente oder eine Kombination aus beiden Ansätzen zurückgegriffen.
Zu bedenken ist, dass bei Senioren und insbesondere bei dementiell erkrankten Patienten womöglich die Motivation zur Mitarbeit an einer Psychotherapie eingeschränkt ist. Doch auch Medikamente können, gerade im Alter und bei Patienten, die ohnehin schon eine Kombination aus verschiedenen anderen Wirkstoffen einnehmen, mit Nebenwirkungen verknüpft sein.
Insofern gilt es, Risiken und Nebenwirkungen sorgfältig abzuwägen!
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