Trinknahrung, auch Astronautennahrung genannt, ist in der Pflege schon lange ein verlässliches Mittel zur Ernährung. Zunehmend entdecken sie aber auch Jüngere und integrieren sie in ihren Lebensstil, wodurch sich der Markt sprunghaft erweitert hat.
Wer jedoch braucht Trinknahrung und worauf sollten Sie achten?
Trinknahrung findet bei vielen Ernährungsproblematiken Anwendung. In den häufigsten Fällen hilft sie gegen Nährstoffmangel, die bei Senioren nicht unüblich ist. Insbesondere bei Demenz, wenn schlicht vergessen wird zu essen oder eine sehr einseitige Diät dadurch entsteht, oder bei Inkontinenz- oder Stuhlproblemen kann eine längere Phase problematischer Ess- und Trinkgewohnheiten auch krankhaft werden.
Ebenso führen aber auch Probleme im Mund- und Rachenraum wie Schluckschwierigkeiten, Zahnprobleme, Kieferschmerzen oder Zahnfleischentzündungen, die unbehandelt bleiben, zu einer einseitigen oder mangelhaften Ernährung.
Trinknahrung versorgt den Körper mit den benötigten Nährstoffen und führt gleichzeitig ausreichend Flüssigkeit zu, was oft ein Begleitproblem ist. Sie ist leicht zu schlucken und kann auch in verschiedenen, meist süßen Geschmacksrichtungen verabreicht werden, sodass auch bei fortgeschrittener Demenz oder ähnlichen Erkrankungen noch die Aufnahme positiv verknüpft ist.
Es gibt verschiedene Anwendungsfälle, auf welche die Trinknahrung jeweils ausgerichtet ist. So kann die Ernährung auch auf Diäten, Allergien und Unverträglichkeiten oder einen höheren oder niedrigeren Kalorien- oder Nährstoffbedarf ausgerichtet sein, um eine optimale Versorgung des Körpers sicherzustellen. Dadurch kann sie sowohl als vollständiger Ersatz für Mahlzeit gelten wie auch nur als Ergänzung zu fester Nahrung.
Trinknahrung wird gegenüber der Ernährung über eine Magensonde bevorzugt, da sie nicht nur angenehmer ist, sondern dem Prinzip folgt, dass Patienten so viel wie möglich noch selbst machen sollten, um die Körperfunktion wie die Muskulatur zu erhalten und das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu verstärken.
Nicht jede Umstellung auf Trinknahrung ist ärztlich verschrieben, allerdings sollte sie immer fachärztlich besprochen werden, um eine Fehlernährung oder Komplikationen zu verhindern.
Eine Verschreibung kann auch nur dann erfolgen, wenn eine „fehlende oder eingeschränkte Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme“ vorliegt und alternative Maßnahmen bereits als nicht ausführbar oder wirkungslos verworfen werden müssen. Diese sind meist zu Beginn ein Ernährungs- und Trinkprotokoll, das die Aufnahme genauestens dokumentiert und damit das Fundament legt, ob eine Mangelernährung am Aufnahmevolumen liegt oder durch eine andere Störung z.B. des Stoffwechsels verursacht wird. Ein solches Protokoll kann aber natürlich nur dann geführt werden, wenn alle Mahlzeiten kontrolliert durchgeführt werden, also eine Person selbst dazu noch imstande ist oder bereits alle Mahlzeiten eine pflegerische Maßnahme sind.
Eine auf Rezept verschriebene Trinknahrung ist dann in der Apotheke erhältlich. Die Kosten werden von der Krankenkasse getragen, gegebenenfalls abzüglich des Eigenanteils. Von einem eigenmächtigen Umstieg auf rezeptfreie Trinknahrung aus dem Supermarkt oder einer Drogerie ist abzuraten, da diese nicht immer die benötigte Menge an Nährstoffen und Kalorien aufweist. Auch sind sie selten auf Krankheitsbilder ausgerichtet und können dadurch sogar schaden.
Bei manchen Erkrankungen wie starken Schluckbeschwerden oder häufiger Übelkeit und Erbrechen ist Trinknahrung möglicherweise nicht einsetzbar. Denn diese kann in die Luftröhre und Lunge gelangen, was schlimmstenfalls eine Lungenentzündung auslöst. Daher ist immer ärztlicher Rat einzuholen, bevor diese Ernährungsform ausprobiert wird.
Aber nicht nur bei reiner Mangelernährung findet Trinknahrung Anwendung. Auch für eine temporäre Ernährungsumstellung nach einer Operation ist es hilfreich, wenn feste Nahrung Probleme bereitet oder es eine spezielle Nährstoffzufuhr braucht.
Ebenso kann Trinknahrung wertvolle Unterstützung in krankheitsbedingten Diäten leisten, wie bei Niereninsuffizienz, Krebs, COPD, Stoffwechselkrankheiten, Darmkrankheiten oder auch bei Appetitlosigkeit durch Medikamente. Dann ist sie meist als Ergänzungsnahrung gedacht, um eine ausgewogene und gleichzeitig speziell ausgerichtete Versorgung zu gewährleisten. z.B. wird bei Morbus-Crohn-Schüben durch Trinknahrung eine temporär höhere Zufuhr von Kalorien und Nährstoffen erreicht, da durch die schnelle Ausscheidung von Mahlzeiten die Nährstoffaufnahme nicht ausreichend ist. Bei Diabetes hingegen ist die Trinknahrung aus Bestandteilen zusammengesetzt, die sehr langsam verstoffwechselt werden und so der mangelhaften oder fehlenden Insulinproduktion entgegenkommt.
Trinknahrung begegnet diversen Ernährungsproblemen und kann vielfältig eingesetzt werden, ob zur Gewichtszunahme bei mangelnder Ernährung, Versorgung mit allen oder nur speziellen Nährstoffen oder zur Diät bei Allergien und komplexen Stoffwechselproblemen. Sie ist schnell zubereitet als fertige Shakes oder in Pulverform, das in Flüssigkeiten eingerührt wird und damit auch hervorragend überall anwendbar ist.
Inzwischen gibt es nicht nur viele Geschmacksrichtungen, um die Zufuhr zu erleichtern, sondern auch die Möglichkeit, das Pulver in der geschmacklosen Variante in Pürees, Suppen, Joghurts oder Puddings unterzurühren, was die Speisekarte noch einmal immens erweitert. Die Packungen sind meist sehr lange haltbar und auch als fructose- oder lactosefreie Variante erhältlich. Mit zunehmendem Interesse der jüngeren Generation an der als effizient geltenden Ernährungsform kommen auch Angebote auf den Markt, die vegetarisch, vegan, koscher oder halal sind.
Die häufigste Art von Trinknahrung sind fertige Shakes, die sofort trinkbereit sind. Es gibt aber auch Pulver, mit denen man die Shakes selber zubereitet und dadurch etwas mehr Freiheit in der Gestaltung hat. Allerdings sollte dabei immer die vorgeschriebene Portion eingehalten werden.
Die Varianten reichen von hochkalorischer Trinknahrung zum Gewichtsaufbau bis zu Shakes mit einer bestimmten Nährstoffzusammensetzung, um einem erhöhten Bedarf oder einer verringerten Zufuhr zu entsprechen.
Die Shakes und Pulver gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, die aber meist süß orientiert sind. Für mehr Abwechslung können sie aber auch in Mahlzeiten eingerührt werden wie püriertes Essen oder Suppen, sofern sie nicht aus gesundheitlichen Gründen die ausgewogene Mahlzeiten vollständig ersetzen sollen.
Wie bei vielen Zusatztherapien ist Trinknahrung dann als gesund zu betrachten, wenn sie erforderlich ist. Sie kann helfen, Defiziten zu begegnen und Lebensqualität zu erhalten, aber auch die Behandlung von Alterskrankheiten wie Stoffwechselproblemen erleichtern.
Für gesunde Menschen ist Trinknahrung nicht per se ungesund. Allerdings kann sie zu Problemen führen, wenn sie ohne sorgfältige Beschäftigung mit dem Thema langfristig Mahlzeiten ersetzen, da sie möglicherweise nicht ausreichend oder zu viele Kalorien zuführen oder auch nicht ausreichend Nährstoffe bietet. Gerade frei erhältliche Trinknahrung ist nicht für jeden Menschen ausreichend, da der individuelle Grad an Sport im Alltag keine Berücksichtigung findet, wie auch die unterschiedlichen gesundheitlichen und körperlichen Gegebenheiten.
In der Regel ist Trinknahrung aber für alle Menschen bekömmlich und kann auch von gesunden Personen bedenkenlos kurzzeitig eingesetzt werden. Oft reichen die Shakes jedoch nicht, um ein Sättigungsgefühl zu erzeugen, was zu einer erhöhten Zufuhr an Kalorien führen kann.
Die meisten Shakes sind als kleine Fläschchen mit ca. 200 ml erhältlich und auch das Pulver benötigt eine ähnliche Flüssigkeitsmenge. Diese Menge ist in der Regel gut zu bewältigen auch für Menschen mit Schluckbeschwerden, sodass keine ermüdende Muskulatur das Risiko birgt, dass Volumen in die Luftröhre gerät. Dafür weitet sich die Häufigkeit der Mahlzeiten auf 5 bis 8 am Tag aus, da sonst auch nicht genug Flüssigkeit zugeführt wird.
Die Patientinnen sollten so viel wie möglich selbst erledigen, aber auch eine assistierte Ernährung mittels einer Schnabeltasse oder einem Löffel ist möglich. Wird die Trinknahrung nicht allein als Shake, sondern in anderer Konsistenz verabreicht, ist auch pflegerische Beobachtung empfehlenswert. Wenn keine großen Schluckbeschwerden vorliegen, rät man zu einer Konsistenz von Wackelpudding, da diese die Muskeln noch etwas mehr fordert als reine Flüssigkeit und somit sich positiv auf die Körperfunktion auswirken.