Jeder Familienurlaub erfordert ein gewisses Maß an Vorbereitung. Für Großeltern kommt hinzu, dass sie einige wichtige Rechtsfragen vorab klären sollten, da sie nicht die Sorgeberechtigten der mitreisenden Kinder sind. Dies ist nicht nur in Notfällen wichtig, sondern kann auch im Urlaubsalltag plötzlich eine Rolle spielen.
Auch wenn Sie meinen, dass Sie Ihre Enkelkinder in- und auswendig kennen, ist es ratsam, mit den Eltern einige wichtige Informationen durchzusprechen. Denn einige davon sind so neu oder auch so scheinbar unbedeutend, dass sie in normalen Gesprächen gar nicht zur Sprache kommen – im Alltag aber eine größere Rolle spielen.
Wichtig ist, dass Sie die Gesundheitsgeschichte Ihrer Enkelkinder kennen. Gibt es Allergien oder kleinere Unverträglichkeiten oder liegt der Verdacht auf eine Allergie vor? Gibt es kleine Besonderheiten wie die Neigung zur Tollpatschigkeit oder blauen Flecken, motorische oder mentale Schwierigkeiten und gab es schon größere Erkrankungen in der Kindheit, die Sie vielleicht schon vergessen hatten?
Wenn das Kind Medikamente einnehmen muss, sollten Sie natürlich die Einnahme sicherstellen können. Ein Medikamentenplan ist hilfreich, um einerseits die regelkonforme Anwendung der Medikamente sicher zu handhaben, aber auch für den Krankheitsfall als Unterlagen für die behandelnden Ärzte wichtig.
Genauso sollten Sie über Angstsituationen und Kompetenzen der Kinder ausreichend informiert sein. Hat Ihr Enkelkind Angst vor der Dunkelheit, großen Hunden oder Höhenangst? Kann es bereits schwimmen?
Auf diese Fragen wird Ihnen Ihr Enkelkind womöglich recht unbekümmert eine nicht zutreffende Antwort geben, da es manche Sachen nicht gut selbst einschätzen kann. Es möchte vielleicht als mutig gelten und behauptet deswegen, keine Angst in der Dunkelheit zu haben. Oder es meint, es sei schon zu alt für Schwimmflügel und könne deswegen ohne schwimmen. Daher sind die Eltern hier die sicherere Informationsquelle.
Besprechen Sie auch die für das Kind wichtigen Riten, z.B. zum Schlafengehen, Zähneputzen oder beim Aufstehen. Wenn Sie bereits viel Zeit mit Ihrem Enkelkind verbringen, haben sich vielleicht eigene Riten zwischen Ihnen etabliert. Gerade dann ist es aber bedeutsam, andere Vertrautheiten zu kennen, wenn es zu Heimweh kommt.
Als Großeltern besitzen Sie ein Umgangsrecht mit Ihren Enkelkindern, jedoch kein Sorgerecht. Dadurch können Sie zwar kleinere Alltagsentscheidungen zum Wohle des Kindes treffen, stehen aber in größeren Situationen vor rechtlichen Hürden. So sind Sie im Notfall nicht berechtigt, medizinische Entscheidungen zu treffen, und haben aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht auch kein Recht auf Herausgabe von Informationen seitens der behandelnden Ärztinnen.
Dementsprechend sollten Sie im Urlaub eine Vollmacht der Sorgeberechtigten vorweisen können, um für die Dauer des Urlaubs die volle Verantwortung tragen zu können.
Besonders bei Auslandsurlauben kann dies auch wichtig sein, da Kinder nur unter Zustimmung der Sorgeberechtigten das Land verlassen dürfen. Zwar wird dies im Schengenraum nur selten kontrolliert oder abgefragt, doch sind Sie mit einer Vollmacht auf der sicheren Seite.
Eine Vollmacht der Sorgeberechtigten für die Großeltern muss einige Punkte zwingend enthalten, um gültig zu sein:
Wenn beide Elternteile das Sorgerecht besitzen, müssen auch beide durch ihre Unterschrift der Vollmacht zustimmen.
Planen Sie ins fremdsprachige Ausland zu reisen, sollten Sie die Vollmacht mindestens ins Englische übersetzen lassen. In einigen Ländern wird zur Einreise auch eine beglaubigte Übersetzung der Vollmacht gefordert. Die Information darüber erhalten Sie beim Auswärtigen Amt.
Ein Impfpass der Kinder ist besonders in Corona-Zeiten wichtig, selbst wenn Sie nur im Inland Urlaub machen. Im Zuge dessen sollten Sie auch fragen, ob alle Impfungen des Kindes erfolgt sind. Für Auslandsreisen sind darüber hinaus unter Umständen noch andere Impfungen nötig, die teilweise auch eine vorgeschriebene Zeit vor Reiseantritt erfolgen müssen. Auch hierzu gibt Ihnen das Auswärtige Amt alle nötigen Informationen.
Ratsam ist das Mitführen eines Notfallpasses, in dem Allergien, Blutgruppe und Vorerkrankungen des Kindes kompakt zusammengefasst sind. So sind Sie im akuten Erkrankungsfall auf der sicheren Seite, nichts zu vergessen, und können sich ganz auf Ihr Enkelkind konzentrieren.
Die Krankenversicherungskarten der Kinder brauchen Sie zwar hoffentlich nicht, sollten Sie aber unbedingt dabei haben. Ebenfalls sollten Sie bei einer Auslandsreise auch mit den Sorgeberechtigten über eine Auslands-Krankenversicherung sprechen, denn medizinische Versorgung wird im Ausland nicht immer von der eigenen Krankenkasse übernommen und kann dann schnell sehr teuer werden.
Bei Reisen im Ausland ist ein Kinderreisepass teilweise verpflichtend notwendig, aber auf jeden Fall immer ratsam. Wenn Ihre Enkelkinder noch keinen haben, sollten die Sorgeberechtigten ihn frühzeitig beantragen.
Urlaub mit den Großeltern ist ganz anders als mit den Eltern. Und für Sie ist der Urlaub mit den Enkelkindern ganz anders als mit Ihren Kindern früher. Wenn Sie dies bedenken, wird der Urlaub aber genauso unvergesslich.
Kinder gehen mit ihren Großeltern anders an die Welt heran, das ändert sich auch im Urlaub nicht. Sie lassen sich oft auch ganz andere Dinge ein und lernen Neues dazu. Während sie bei Eltern vielleicht schon mit den Augen rollen, sind Ihre persönlichen Geschichten und Erinnerungen an die Urlaube Ihrer Kindheit etwas ganz Faszinierendes. Umso mehr, wenn Sie den Urlaubsort zu einer anderen Zeit, vielleicht sogar selbst als Kind, schon kannten und von damals erzählen.
Weil aber ein solcher Urlaub oft viel aufregender ist, vergessen manche Kinder schnell ihre eigenen Grenzen oder haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren. Es ist daher Ihre Verantwortung, körperliche oder emotionale Erschöpfung feinfühlig zu beobachten und zu lindern. Denken Sie daran, dass Kinder eine andere, viel abruptere Erschöpfungszeit erleben als Erwachsene und sich daher schnell überschätzen.
Wenn Sie die Urlaubstage planen, denken Sie immer daran, dass Ihre Enkelkinder vor allem die Zeit mit Ihnen verbringen wollen. Großartige Unternehmungen sind immer schön, jedoch betrachten auch Kinder solche Erlebnisse als Bindungszeit an Sie. Nehmen Sie daher nicht zu viel vor und planen Sie oft genug Aktionen ein, die die Nähe zwischen Ihnen stärken und gemeinsame Erinnerungen schaffen. Oft reichen ganz bodenständige Sachen aus: Burgen aus Sand zu bauen ist zu Recht ein Klassiker des Familienurlaubs.
Bedenken Sie auch Ihre eigenen Grenzen und lieb gewonnenen Rituale. Besprechen Sie altersgerecht mit den Kindern auch Ihre Bedürfnisse, wie eine Mittagspause, dass Sie zu viel Sonne nicht gut vertragen oder nicht so schnell zu Fuß sind. Am besten finden Sie dann gemeinsam eine Absprache mit den Kindern, wie sie Rücksicht nehmen können, z.B. eine Lesepause, wenn Sie Mittagsschlaf halten.
Bei den Großeltern darf man immer ein bisschen mehr als bei den Eltern und das ist auch in Ordnung so. Sprechen Sie aber vor dem Urlaub über die Vorstellungen und die wichtigsten Werte der Eltern und halten Sie diese auch ein. Das gibt den Kindern zusätzlich Halt in all der Aufregung und wirkt so auch gegen Heimweh.
Oft betrifft dies Ernährungsfragen, insbesondere das Ausmaß an Süßigkeiten, aber auch die Frage von Taschengeld und Selbstständigkeit ist von Bedeutung.
Manchmal ist es nicht zu vermeiden: die Augen füllen sich mit Tränen, das Kind sackt in sich zusammen und kann nur noch schluchzen, dass es seine Eltern vermisst.
Heimweh ist etwas ganz Normales. Oft resultiert es nur aus einer emotionalen Überwältigung durch die Vielzahl der neuen Eindrücke, die den Wunsch nach Vertrautem und Bekanntem auslöst.
Wenn das Kind es nicht gewohnt ist, längere Zeit von Zuhause weg zu sein, oder wenn Ihr Enkelkind generell eher unsicher ist, empfiehlt sich ein gemeinsamer „Probeurlaub“ für ein Wochenende oder wenige Tage in unmittelbarer Umgebung. So gewöhnt sich das Kind an die Situation und kann Ängste abbauen.
Sprechen Sie deswegen auch vor Reisebeginn mit den Eltern und dem Kind gemeinsam ab, wie der Kontakt im Urlaub verlaufen soll. In der heutigen Zeit sind Videotelefonate kein Problem mehr, sodass der Sichtkontakt schon sehr helfen kann, Heimweh vorzubeugen. Auch die Verabredung einer festen Zeit und einer festen Dauer unterstützen die Kinder dabei, ein wenig Kontrolle und Alltag im Urlaub zu fühlen.
Natürlich dürfen Lieblingskuscheltiere oder Lieblings-Gute-Nacht-Bücher auch immer mit auf die Reise!
Wenn Sie Urlaubsfotos machen, sollten Sie Bilder, auf denen Ihre Enkelkinder zu sehen sind, nicht ungefiltert in den Sozialen Medien posten. Einerseits verletzt dies die Privatsphäre der Kinder, die dies in ihrem Alter nicht adäquat selbst entscheiden können, andererseits geraten gerade Urlaubsfotos auf der düsteren Seite des Internets in die falschen Hände. Fragen Sie die Kinder auch selbst, ob sie sich fotografieren lassen. Sie können dabei erklären, dass es für Sie sehr schön wäre, Erinnerungsfotos zu haben, doch sollten Sie es auch respektieren, wenn die Kinder dies partout nicht wollen.
Wenn Sie mit Enkelkindern verreisen, die selbst bereits ein Smartphone besitzen und bedienen, ist ein gemeinsamer Beschluss über die geposteten Fotos wichtig. Stellen auch Sie klar, dass Sie in das Posten von Bildern von Ihnen einwilligen müssen. Aber natürlich ist es auch eine schöne Sache, sich gegenseitig in den Fotos zu taggen.