Viele sprechen von einem Vitamin-D-Mangel, ohne zu wissen, wie dieser entsteht oder welche Folgen er haben kann. Oft wird er lediglich mit Lichtmangel in Verbindung gebracht, weswegen Betroffenen von Laien meist nur geraten wird, öfter an die frische Luft zu gehen. Jedoch kann der Mangel durch vieles auftreten und durchaus sehr ernste Komplikationen hervorrufen.
Gerade bei Älteren ist ein Vitamin-D-Mangel nicht selten, dabei ist er einfach zu beheben. Pflegende Angehörige sollten deswegen besonders auf diesen Wert achten und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen. Alles, was Sie dafür wissen müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das in mehreren Varianten auftritt. Die zwei wichtigsten sind Vitamin D2 (Ergocalciferol) und Vitamin D3 (Cholecalciferol). Es ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt, insbesondere in der Aufnahme von Calcium und Phosphat und deren Verwendung in der Knochengesundheit und bei der Bildung diverser Proteine. Die Forschung vermutet auch einen Zusammenhang bei der Versorgung mit Vitamin D und dem Verlauf von chronischen Krankheiten, was viel Hoffnung auf zukünftige Präventions- und Behandlungsmaßnahmen macht. Vitamin D spielt nämlich eine entscheidende Rolle im Immunsystem, indem es die Abwehrkräfte stärkt und entzündliche Prozesse reguliert, wodurch das Fortschreiten bestimmter Krankheiten verlangsamt werden kann.
Der menschliche Körper bildet den Großteil des benötigten Vitamins selber. Dafür benötigt er UV-B-Strahlung, also Sonnenlicht. Diese nimmt er über die Haut auf, allerdings nur im direkten Kontakt im Freien. Sonnenlicht durch eine Fensterscheibe zu erhalten ist nicht ausreichend.
Der verbleibende Bedarf wird über die Ernährung gedeckt. Es gibt aber nur wenige Lebensmittel, die einen nennenswerten Anteil von Vitamin D aufweisen, allen voran Seefisch, Pilze und Eier.
Der häufigste Grund für einen Vitamin-D-Mangel ist der unzureichende Kontakt mit Sonnenlicht, da die UV-B-Bestrahlung knapp 80 - 90 % des Bedarfs an Vitamin D abdeckt. Das passiert hauptsächlich, wenn Sie sich zu wenig im Freien aufhalten, ist jedoch auch eine Folge der Luftverschmutzung ebenso wie der Wetterverhältnisse, der Höhenlage und dem Ozongehalt der Luft.
Individuelle Einflussfaktoren sind hier ebenfalls das Lebensalter, die Hautfarbe und das Körpergewicht sowie Bekleidungsgewohnheiten. Ältere Menschen produzieren direkt aufgrund eines verlangsamten Stoffwechsels weniger Vitamin D, sind aber auch indirekt durch Faktoren wie seltenere Aufenthalte im Freien, Erkrankungen des Stoffwechsels und Einnahme von Medikamenten beeinflusst.
Je dunkler die Hautfarbe ist, also desto höher die Pigmentierung der Haut ist, desto weniger UV-Strahlung wird durchgelassen. Das bewirkt eine leicht verminderte Vitamin-D-Produktion, die durch mehr Licht oder andere Zufuhr von Vitamin D ausgeglichen werden muss.
Kleidung lässt Strahlung nicht oder nur kaum an die Haut. Daher wird auch weniger Vitamin D produziert, je mehr Haut durch Kleidung verdeckt wird, was bei regnerischem oder Winterwetter ebenso wie bei religiösen Vorschriften ein tatsächliches Problem werden kann.
Aber nicht nur Kleidung stellt eine Barriereschicht zur Bildung von Vitamin D dar, sondern auch Sonnencreme. Obwohl uns der enthaltene Lichtschutzfaktor vor den schädlichen Strahlen schützt, wird die Produktion von Vitamin D durch das Auftragen von Sonnencreme erheblich vermindert.
Von einem echten Mangel spricht man allerdings erst dann, wenn Vitamin D über einen längeren Zeitraum fehlt und erste Mangelerscheinungen auftreten. So gleichen sich die saisonalen Schwankungen aus.
Ältere Menschen verbringen häufiger Zeit in geschlossenen Räumen als jüngere und sind so weitaus weniger Sonnenlicht ausgesetzt, produzieren also weniger Vitamin D. Die Ursachen dafür sind mannigfaltig, von Einschränkungen der Bewegung durch Behinderung, Bettlägerigkeit oder Sorge vor einem Sturz, bis zu psychischen Krankheiten.
Auch deswegen sind tägliche Spaziergänge, die allgemein die Fitness und das Wohlbefinden fördern, auch im hohen Alter wichtig. Ebenso kann das Ausruhen auf einer Terrasse oder auch schlicht das Sitzen an einem geöffneten Fenster helfen.
Ein weiteres Problem im höheren Alter sind Wechselwirkungen mit Medikamenten, die zu einem Vitamin-D-Mangel führen. Insbesondere Antiepileptika, Corticoide und Zytostatika (Medikamente, die bei einer Krebserkrankung eingesetzt werden) kommen häufiger bei Senioren zum Einsatz und wirken sich in verschiedener Weise auf die Produktion oder Aufnahme von Vitamin D aus.
Obwohl die Ernährung nur einen kleinen Teil des Bedarfs an Vitamin D abdeckt, können sich altersbedingte Einschränkungen dennoch bemerkbar machen. Nicht nur Kau- und Schluckschwierigkeiten schränken dann den Speiseplan ein, auch sind unerwünschte Folgen wie erhöhtes Cholesterin zu bedenken, die bei Vitamin-D-reichen Nahrungsmitteln auftreten.
Die gravierendste Folge eines Vitamin-D-Mangels ist eine Entkalkung der Knochen, die sie weich und damit sehr bruchanfällig machen. Dies ist schmerzhaft und wirkt sich auch auf die Muskelkraft aus. In starken Fällen können sich die Knochen auch ohne Bruch beginnen zu verformen.
Damit verwandt ist die Osteoporose, die sich insbesondere im hohen Lebensalter entwickelt, was durch fehlendes Vitamin D deutlich verstärkt und schneller auftritt. Dabei ist die Knochenmasse spürbar vermindert, bei zusätzlich schlechtem Knochengewebe. Dadurch droht eine Instabilität der Knochen und damit ein hohes Risiko für Brüche.
Weitere Krankheiten stehen in einem indirekten Zusammenhang mit Vitamin-D-Mangel, wie Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Autoimmunerkrankungen. Auch könnte bei Diabetes Typ 2 und Rheuma ein Zusammenhang mit Vitamin D bestehen, so die aktuelle Forschung.
Symptome eines Mangels an Vitamin D erkennt man nicht sofort, sondern erst nach einer längeren Fehlzeit, da gewisse Schwankungen im Spiegel natürlich sind und sich normalerweise ausbalancieren. Nur, wenn eine Konzentration langanhaltend niedrig ist, stellen sich erste Symptome ein.
Das deutlichste Symptom sind beginnende und anhaltende Knochen- und Muskelschmerzen. Bei Kindern stellt sich eine Rachitis ein, die bei Erwachsenen als Osteomalazie auftritt. Sie entsteht aus der Demineralisation der Knochen. Nicht nur steigt dann das Risiko von Knochenbrüchen, sondern es können auch Verformungen selbst größerer Knochen wie den Schienbeinen auftreten.
Indirekt verursacht ein Mangel an Vitamin D auch ein Problem in der Kalziumzufuhr, weswegen auch neurologische Ausfälle wie Taubheit an den Fingern, Migräne oder Muskelzuckungen bis -krämpfen auftreten.
Da Vitamin D auch eine gewichtige Rolle beim Haarwuchs und in der Immunabwehr spielt, treten vermehrt Infektionen auf und die Haare beginnen auszufallen.
Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen treten zunehmend auf, was einerseits direkt an dem nicht erfüllten Vitamin D Bedarf liegt, aber auch gerade durch den fehlenden Kontakt mit Sonnenlicht und frischer Luft verursacht wird.
Ältere Menschen leiden auch bei einer optimalen Vitamin-D Zufuhr häufig unter schmerzenden Gliedern und einer geschwächten Muskelkraft. Dadurch ist es schwierig, anhand der Symptome den Verdacht zu entwickeln, dass ein Vitamin-D-Mangel vorliegt, wodurch er unentdeckt bleibt. Auch leichte Verformungen der Wirbelsäule (“Buckelbildung”), die in einer gekrümmten Haltung resultieren, sind nicht unüblich im höheren Alter.
Deswegen ist hier besondere Aufmerksamkeit gefordert, wenn die Schmerzen deutlich in den Knochen zu lokalisieren sind und zusätzlich Symptome wie Taubheit oder Muskelzucken auftreten. Auch sollte aufgrund der schwierigen Erkennung eines Mangels verstärkt darauf geachtet werden, dass genug Vitamin D produziert wird und eine Kontrolle des Spiegels bei regelmäßigen Check-Ups eine Rolle spielt.
Besteht der Verdacht auf einen Vitamin-D-Mangel, erstellt die Hausärztin zunächst ein Blutbild, um die Serumkonzentration zu messen. Diese resultiert sowohl aus der Eigenproduktion als auch aus der Zufuhr über z.B. eine ausgewogene Ernährung, sodass hier zwar ein Mangel erkannt werden kann, jedoch die genaue Ursache noch weitere Tests erfordert.
Bestätigt sich der Verdacht, wird ein größeres Blutbild angefordert, bei dem sowohl die Ursache als auch der Langzeitwert ermittelt werden kann. Dadurch können saisonale Schwankungen berücksichtigt werden.
Die wichtigsten Tipps bei Vitamin-D-Mangel im Überblick:
Die tägliche Aufnahme von Sonnenlicht spielt die wichtigste Rolle in der Vitamin D Eigenproduktion des Körpers. Bereits ein Spaziergang von 10 bis 15 Minuten an der frischen Luft wirkt sich positiv auf den Vitaminspiegel wie auch auf die allgemeine Fitness des Körpers, das Herz-Kreislauf-System und die Stimmung aus. Statt eines Spaziergangs reicht aber auch der Aufenthalt im Freien oder zumindest an einem geöffneten Fenster aus. Wichtig ist, dass der Lichtkontakt direkt ist und nicht durch eine Glasscheibe oder durch Kleidung gefiltert ist. Die beste Tageszeit hierfür ist der Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht und die UVB-Strahlung am stärksten ist. Im Winter kann es schwieriger sein, genug Sonnenlicht zu bekommen, da die Sonneneinstrahlung schwächer ist und man mehr Zeit im Freien verbringen muss, um denselben Effekt zu erzielen.
Die Ernährung sollte, sofern keine anderen gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen, immer mal wieder besonders reich an Vitamin D sein. Dazu passen saisonale Gerichte mit Pilzen wie Champignons oder Pfifferlinge, aber auch fetter Seefisch und ganz besonders Eier.
Wer morgens zum Frühstück Brot isst, kann auf Margarine setzen, die doppelt bis viermal so viel Vitamin D enthält wie Butter. Einige Hersteller setzen bewusst Vitamin D noch zu, was eine wertvolle Hilfe in der Zufuhr sein kann.
Wie viele Vitamine gibt es Vitamin D auch als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Pastillen oder gelegentlich Säften, die einem Nährstoffmangel vorbeugen können. Sinnvoll ist eine solche Maßnahme aber nur auf ärztliche Anweisung, wenn die natürlichen Wege nicht oder nur kaum erfüllbar sind oder aufgrund von Erkrankungen oder Medikamenten zu viel aufgenommenes Vitamin D nicht verarbeitet wird. Ohne diese Grundlage sollten keine Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, da es sogar sonst zu einer Überdosierung kommen kann.
Eine stark pflegebedürftige Person kann oft nicht mehr selbstständig genug Vitamin D aufnehmen, da die körperliche Einschränkung den Aufenthalt im Freien sehr erschweren oder verhindern. Zudem können weitere Probleme wie Schluckbeschwerden, viele Medikamente oder Stoffwechselstörungen die Aufnahme und Verarbeitung von Vitamin D stören oder verhindern.
Kreative Wege können das Problem lösen oder umgehen und helfen oft noch auf andere Weise. So können auf Pflegebetten am offenen Fenster platziert werden, sodass die pflegebedürftige Person etwas Sonnenschein auf der Haut spürt. Das regt nicht nur die Vitamin D Produktion an, sondern hilft auch der Stimmung. Allerdings sollten Sie auf ausreichenden Sonnenschutz achten, damit kein Sonnenbrand oder Sonnenstich entsteht.
Auch Nahrungsmittel mit niedrigem Vitamin D Gehalt sind besser als diejenigen, die gar keines enthalten. Unter Umständen können Sie die Zubereitungsart ändern oder auf Trinknahrung umsteigen. Setzen Sie dort, wo es geht, immer auf die vitaminreiche Alternative, z.B. auf Margarine statt Butter.
Ein Vitamin-D-Mangel kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben, insbesondere für ältere Menschen. Regelmäßige Kontrollen des Vitamin-D-Spiegels sind daher sehr wichtig, um frühzeitig einen Mangel zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die Vorbeugung und Behandlung dieses Mangels kann durch ausreichend Sonnenlicht und eine vitaminreiche Ernährung ermöglicht werden. Angehörige sollten zudem besonders aufmerksam sein und entsprechende Lösungen finden, um die Vitamin-D-Zufuhr der zu pflegenden Personen zu sichern. Im Zweifel lohnt es sich immer, einen Arzt zu konsultieren.