Im Frühsommer beginnt wieder die Zeckenzeit. Nach dem langen Winter und dem beginnenden Frühling ist nun in der Natur wieder mehr Vorsicht angesagt. Denn Zeckenbisse sind nicht nur unangenehm und unschön anzusehen, sie bergen das Risiko für ernsthafte bakterielle oder Virus-Infektionen, die schlimmstenfalls schwerwiegende Folgen nach sich ziehen können.
Jedoch müssen Sie keinesfalls deswegen auf idyllische Spaziergänge oder wohltuendes Waldbaden verzichten. Mit Vorsicht und einigen Schutzmaßnahmen sind Sie auf der sicheren Seite und können unbesorgt die warme Jahreszeit genießen.
Zecken sind kleine, rundliche Insekten mit einem kleinen Kopf und umso größerem Rückenschild. Sie gehören zu den parasitären Spinnentieren und ernähren sich vom Blut eines Wirtes. Ihre Mundwerkzeuge sind kräftig und im Vergleich zum Kopf sehr groß, mit denen sie sich gut in der Haut von Menschen oder Tieren festhaken können.
Die Tiere leben üblicherweise in Gräsern oder niedrigem Gestrüpp, in dem sie auf vorübergehende Wirte warten, an deren Beinen sie sich dann festklammern. Nur wenige Arten klettern bis auf Bäume, um sich auf Wirte herabfallen zu lassen, jedoch hält sich dieser urbane Mythos hartnäckig.
Haben sie einen Wirt gefunden, klettern sie an eine geeignete Hautstelle und bohren ihren Mundstachel durch die Haut. Sie bevorzugen dabei Stellen, an denen sie etwas geschützt sind wie Achselhöhlen, Armbeugen oder auch behaarte Hautflächen. Der Stich selbst ist größtenteils schmerzlos, da sie direkt mit dem Speichel ein betäubendes Mittel einspritzen.
Lyme-Borreliose gehört zu den häufigsten Folgeerkrankungen eines Zeckenbisses. Sie wird meist durch das Bakterium Borrelia burdorferi verursacht oder andere, verwandte Borrelien, die durch den Speichel der Zecke auf den Menschen übertragen werden. In der Regel erfolgt diese Übertragung aber nicht direkt beim Biss, sondern erst nach mehreren Stunden des Blutsaugens. Daher ist das frühe Entfernen von Zecken sehr wichtig, um eine Infektion zu vermeiden.
Die Krankheit verläuft in drei Stadien, die von allgemeinen Symptomen wie Kopfschmerzen und Ausschlag bis zu neurologischen Störungen und entzündeten Gelenken reichen. Eine möglichst frühe Behandlung ist wichtig, allerdings sind die Symptome oft zu unspezifisch und erschweren daher die Diagnose.
Das Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME-Virus) wird wie die Lyme-Borreliose durch den Speichel eines Zeckenbisses übertragen. Im Gegensatz zu der bakteriellen Infektion kann dies schon innerhalb der ersten Minuten geschehen. Die Folgen sind oft schwerwiegend: So kann es bis zu einer Hirnhautentzündung kommen, die nicht nur neurologische Ausfälle verursacht, sondern schlimmstenfalls auch tödlich endet.
Zunächst treten grippeähnliche Symptome auf wie Fieber, Muskelschmerzen und Müdigkeit. Kommt es zu einer Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute, kommen Schwindel und Verwirrtheit hinzu und die typische Nackensteifigkeit.
Weitaus seltener übertragen sich durch einen Zeckenbiss andere Krankheiten, die jedoch im Schweregrad nicht hinter Lyme-Borreliose oder FSME hintanstehen. Die drei häufigsten unbekannteren Infektionen sind Anaplosmose, Babeiose und Rickettsiose. Die Namen leiten sich dabei von den jeweiligen Bakterien ab. Sie ähneln in ihren Symptomen größtenteils der Lyme-Borreliose. Nur Babesien können Hämolyse verursachen, also die Auflösung der roten Blutkörperchen.
Die ersten Symptome nach einer Infektion durch einen Zeckenbiss sind oft unspezifisch, die jedoch einem grippalen Infekt ähneln. Fieber und Müdigkeit sind Folgen der stark geforderten Immunabwehr, während Kopf- und Gliederschmerzen meist auf Entzündungen des Nervensystems oder der Gelenke hindeuten.
Im weiteren Verlauf kann es zu mannigfaltigen Symptomen kommen, da diese stark davon abhängen, in welchem Teil des Körpers die Infektion angelangt ist. Entzünden sich die Hirnhäute, folgen neurologische Ausfälle wie Verwirrtheit und Schwindel. Entzündungen in den Gelenken sorgen für Arthritis-ähnliche Einschränkungen und Schmerzen bei alltäglichen Bewegungen.
Typischerweise wird ein Zeckenbiss dann entdeckt, wenn die Zecke noch am Wirt hängt und saugt. Wenn sie schon länger saugt, ist der Körper prall gefüllt und gut erkennbar. Ist sie schon entfernt oder von selbst abgefallen, bleibt nur ein kleiner, punktförmiger Einstich über. Diesen findet man meist nur, wenn man ihn konkret sucht.
Bedenklich sind Einstiche, um die sich bereits eine kreisförmige Rötung gebildet hat, die juckt und sich ausbreitet. In diesem Falle kann schon eine deutliche Infektion vorliegen, die dringend ärztliche Behandlung erfordert.
Sobald Sie eine Zecke am Körper entdecken, sollten Sie diese mithilfe einer Zeckenzange entfernen. Haben Sie keine zur Hand, kann auch eine haushaltsübliche Pinzette helfen. Zeckenzangen sind jedoch speziell geformt, um den Kopf der Zecke zu greifen und richtig zu entfernen, während die meisten Pinzetten das Risiko bergen, zwar den Körper der Zecke zu entfernen, den Kopf jedoch in der Haut zu lassen. Dadurch unterbrechen Sie zwar das Blutsaugen, jedoch ist der potenziell infektiöse Speichel somit immer noch in Wundnähe und somit ein bleibendes Gesundheitsrisiko. Da es wesentlich schwieriger ist, nun noch den Kopf und die Mundwerkzeuge zu greifen und aus der Haut zu ziehen, empfiehlt sich das Spezialwerkzeug.
Die Einstichstelle sollte nach dem Entfernen der Zecke immer gereinigt und desinfiziert werden. Beachten Sie aber, dass Sie damit eine Infektion nicht zwangsläufig verhindern, da bereits Bakterien oder Viren in Ihren Körper eingedrungen sein könnten. Jedoch vermeidet die Desinfektion eine weitere oder andere Infektion.
Wenn Sie in einem Risikogebiet für Lyme-Borreliose oder FSME leben, sollten Sie während der Zeckensaison regelmäßige Arztbesuche einplanen. Dies gilt auch, wenn sie nur selten in der Natur unterwegs sind, da Zecken auch in Stadtgebieten zu finden sind.
Darüber hinaus ist eine ärztliche Konsultation unbedingt notwendig, wenn Sie in den Tagen und Wochen nach einem erkannten Zeckenbiss Symptome entwickeln, die auf eine Infektion hindeuten. Auch Rötungen, juckender Ausschlag und Desorientierung sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Ein Impfstoff gegen Lyme-Borreliose ist zurzeit in Europa in der klinischen Prüfung. In den USA ist bereits ein Impfstoff zugelassen, der jedoch aus kommerziellen Gründen vom Hersteller nicht mehr hergestellt wird.
Wer in einem Risikogebiet für FSME lebt oder in ein solches verreist oder viel mit Natur in Kontakt kommt, sollte sich gegen FSME impfen lassen. Diese besteht aus 3 Impfdosen, die nach 12 Wochen bzw. 12 Monaten verabreicht werden und einen Impfschutz von mindestens drei Jahren gewähren. Menschen über 60 sollten dann alle 3 Jahre eine Auffrischimpfung vornehmen. Bei immunsupprimierten Personen kann eine Immunantwort ausbleiben, weswegen hier eine Kontrolle der Antikörper nach der 2. Impfung erfolgen muss.
Eine FSME-Impfung dient jedoch nicht als Behandlung nach einem Zeckenbiss, da sich die Schutzwirkung erst wesentlich später als die Infektion entfaltet.
Zecken können sich durchaus auch in Kleidung festhaken und so in die Wohnung geschleppt werden. Hier nutzen sie dann eine günstige Gelegenheit z. B. beim Ausziehen, um zuzustechen. Daher sollten Sie nach Spaziergängen in der Natur immer Ihre Kleidung sorgfältig ausschütteln und vor dem Ausziehen auf Zecken überprüfen. Gerade Jacken sollten Sie vor dem Aufhängen auf Zecken absuchen, da diese durchaus 4 bis 5 Tage dort überleben können.
Entgegen weit verbreiteter Annahme überleben Zecken das Waschen in einer Waschmaschine und sowohl Waschmittel als auch Weichspüler. Erst ab einer Temperatur von 60 Grad sterben die Spinnentiere, während Schleudern oder Waschmittelschaum ihnen nur selten etwas ausmachen.
Im Handel erhalten Sie viele Sprays, Cremes oder Öle, die auf verschiedene Weisen Zecken entweder vertreiben oder ihnen das Anstechen verleiden sollen. Wichtig ist, dass Sie auf die Wirkdauer des Mittels achten. Die meisten chemischen Zeckenabwehrmittel schützen nur zwischen zwei und vier Stunden nach Auftragen und müssen daher gegebenenfalls neu aufgetragen werden.
Sie sollten ebenfalls vor dem großzügigen Auftragen prüfen, ob Sie die Inhaltsstoffe vertragen. Diverse Mittel enthalten Allergene oder reizen sehr empfindliche Haut stark.
Wenn Sie in einem Risikogebiet für FSME oder Lyme-Borreliose unterwegs sind, sollten Sie möglichst hohe Gräser und dichtes Gestrüpp meiden, in dem sich Zecken befinden könnten. Aber auch so sollten Sie gerade mit ungeschützter Haut nicht leichtfertig durch die Natur streifen. Gerade, auch wenn im Frühling Ihr Garten zum Verweilen einlädt, ist hier ebenso höchste Vorsicht geboten.
Bei kurzen Hosen oder Kleidern empfiehlt es sich, Abstand zu hohem Gras zu halten. Lange Hosen können in die Wanderschuhe oder Socken gesteckt werden. Ein breitkrempiger Hut schützt auch vor herabfallenden Zecken. Besonders kleinere Kinder sollten auch eine entsprechende Kopfbedeckung tragen, da auf sie auch Zecken aus höherem Gebüsch fallen können.
Nach jedem längeren Aufenthalt in der Natur und auch bei nur kurzen Aufenthalten in einem Zeckengebiet wie hohem Gras oder Gestrüpp sollten Sie Ihren Körper nach Zecken absuchen. Eine gründliche Untersuchung sollte bei Senioren im Sommer alle paar Tage erfolgen, bei der Sie auch Hilfe in Anspruch nehmen sollten, um Körperteile außerhalb Ihres Sichtfeldes kontrollieren zu lassen.
Wenn Sie Symptome entwickeln, die auf einen Zeckenbiss hindeuten, sollten Sie auch nicht nur nach einer noch saugenden Zecke suchen, sondern auch Einstichstellen von bereits abgefallenen Zecken in Erwägung ziehen.