Um prophylaktisch therapeutische Maßnahmen gegen Dekubitus richtig einzusetzen, sollten Sie bedenken, dass es nicht einfach eine perfekte universelle Methode gibt. Wichtig ist immer, das jeweils individuell passende Hilfsmittel, wie beispielsweise eine Dekubitus-Matratze für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen zu wählen.
Dekubitus-Matratze und Co – Welche Anti-Dekubitushilfen gibt es?
Zu beachten ist, dass die Hilfsmittel gemäß Verordnung § 33 SGB V vom Arzt verordnet werden. Es gibt unterschiedliche Ausführungen, wobei grundsätzlich zwischen Sitz- und Liegehilfen unterschieden wird. Beide Formen können sowohl zur Prophylaxe als auch zur Therapie eingesetzt werden. Grundsätzlich funktionieren beide entweder nach dem
wobei bei Bedarf natürlich auch unterschiedliche Systeme miteinander kombiniert werden können.
Liegehilfen, wie zum Beispiel Dekubitus-Matratzen, werden für Personen verwendet, die bettlägerig sind. Technisch gesehen kann hier in Dekubitus-Matratzen und -Auflagen unterschieden werden, wobei die Auflagen einfach auf die meist herkömmliche Matratze aufgelegt wird, während Matratzen meist als Matratzenersatz direkt in das Bett eingelegt werden.
Sitzhilfen kommen immer dann zur Anwendung, wenn der Betroffene noch sitzen, aber nicht mehr selbstständig stehen oder sich fortbewegen kann. Ziel ist hier vordergründig, die Restmobilität nicht weiter einzuschränken und die Motivation zur Bewegung zu fördern. Sitzhilfen werden meist aus sogenannten Weichlagerungsmaterialien hergestellt, meist enthalten sie auch noch Gelanteile. Diese dienen vorwiegend der Druckverteilung und der Stoßdämpfung, vor allem wenn sie als Rollstuhlkissen verwendet werden. Denn diese zeigen fast idente physikalische Eigenschaften wie das menschliche Fettgewebe.
Es gibt auch statische Positionierungshilfen, die meist als speziell geformte Kissen oder Polsterelemente gearbeitet sind und die hautschonende Positionierung bzw. Umlagerung der Extremitäten oder auch des gesamten Körpers sicherstellen. Um die hygienischen Eigenschaften, aber auch die mikroklimatischen Bedingungen zu optimieren bzw. Scher- und Reibungskräfte am Körper des Betroffenen zu vermeiden, sind sämtliche Produkte zur Dekubitusprophylaxe mit speziellen Bezügen ausgestattet. Diese zählen als wesentliche Bestandteile und haben einen direkten Einfluss auf die Wirkung des Hilfsmittels.
Grundsätzlich gibt es drei unterschiedliche Formen der Liegesysteme bei bzw. gegen Dekubitus. Zum einen ist das eine Dekubitus-Matratze als Weichlagerungssysteme, als Wechseldruck-Systeme und als Systeme zur Stimulation von Mikrobewegungen. Sehr oft kommt eine Kombination aus Weichlagerung und Wechseldruck zur Anwendung.
Von der sogenannten Weichlagerung spricht man dann, wenn die Gewichtskraft des Betroffenen dafür sorgt, dass das Material an der Auflagefläche der Matratze nachgibt. Damit sinkt er ein, gleichzeitig vergrößert sich die Auflagefläche und der Druck auf Haut und Gewebe reduziert sich. Vor allem letzteres wird weniger stark zusammengedrückt und gezerrt, was in der Fachsprache auch als Scherung bezeichnet wird. Die Durchblutung verbessert sich durch den Einsatz von einer Dekubitus-Matratze.
Als Nachteil dieses Systems ist zu sehen, dass sich der Betroffene weniger eigenständig spontan bewegen kann. Denn die Weichlagerung fixiert quasi die eingesunkenen Körperregionen und behindert eine Eigenbewegung.
Die verwendeten Produkte zur Weichlagerung unterscheiden sich in Bezug auf die Materialbeschaffenheit, aber auch die Materialqualität und die Oberflächengestaltung. Das Zusammenspiel von Raumgewicht (Gewicht der Matratze) und Stauchhärte definiert die Festigkeit, wobei klar ist, dass je niedriger das Raumgewicht ist, desto mehr Zeit vergeht, bis sich nach einer Verformung wieder der Originalzustand herstellt. Von der Stauchhärte spricht man, wenn die Kraft, die das Material bei einer individuellen Verformung der verformenden Kraft entgegensetzt. Kurz gesagt, bestimmt die Stauchhärte den Weichheits- bzw. Festigkeitsgrad.
Wenn Sie ein Weichlagerungs-System für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen suchen, achten Sie immer darauf, dass dieser ausreichend Halt auf der Matratze findet. Denn damit kann er sich weiterhin selbstständig bewegen und auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers bleibt erhalten.
Verfügt die Dekubitus-Matratze über ein Wechseldruck-System, handelt sich um ein Modell, das eine wechselnde Belastung bzw. Entlastung quer zur Körperachse des darauf liegenden setzt. Damit wird sowohl zeitlich als auch örtlich die Belastung auf die Auflageflächen der Haut verändert, wobei jeweils ein Bereich belastet, ein anderer entlastet wird. Dieses System setzt darauf, dass im entlasteten Bereich die Perfusion des Gewebes möglich wird, während in den belasteten Regionen die mechanische Belastung des Gewebes sich nicht nachteilig auswirkt. Damit kann auch erreicht werden, dass bei einem regelmäßigen Wechsel von Be- und Entlastung die Sauerstoffversorgung ausreichend gewährleistet wird.
Allerdings ist zu beachten, dass sich das Wechseldruck-System nicht für alle eignet, denn vor allem Betroffene, die über Schmerzen klagen oder unter Wahrnehmungsstörungen leiden, beispielsweise Demenzerkrankte oder Schlaganfallpatienten, sollten nicht damit gelagert werden. Zudem ist festzuhalten, dass das Wechseldruck-System über ein Aggregat verfügt, das Geräusche produziert, was den Schlaf des Betroffenen massiv beeinträchtigen kann.
Neben den erwähnten Systemen zur Dekubitusprophylaxe gibt es auch Liegehilfen, die auf die Micro-Stimulation setzen. Diese basiert im Wesentlichen auf den Grundlagen der Basalen Stimulation und dem Bobath-Konzept. Die Liegehilfen bestehen aus einer Unterfederung, die aus Flügelfedern besteht, und einer Schaumstoffmatratze. Jede auch noch so kleinste Bewegung wird von der Unterfederung aufgenommen und wird dem Liegenden als Bewegungsimpuls weitergeleitet. Damit kann die Eigenbewegung, aber auch eine vorhandene Restmobilität und die Wahrnehmung des Betroffenen gut gefördert werden, zudem wird das Senken der Muskelspannung unterstützt.
Wichtig zu wissen ist, dass diese Mikro-Stimulations-Systeme eine einheitliche Auflagefläche mit gleichmäßiger Druckverteilung bieten. Damit eignet es sich gerade für Schmerz- und Demenzpatienten, aber auch bei Betroffenen von Körperbildstörungen, beispielsweise Multipler Sklerose Erkrankter oder Personen, die an einem Schädel-Hirn-Trauma leiden.
Wie in vielen anderen Bereichen auch unterstützt die Digitalisierung mittlerweile im Pflegealltag. Sogenannte intelligente Matratzen bieten hier eine wertvolle pflegerische Unterstützung quasi rund um die Uhr. Sie sind mit Sensoren versehen, die mittels spezieller Apps den Status oder Statusveränderungen des Liegenden melden. Unterschiedliche Parameter werden regelmäßig erfasst und Ihnen als pflegenden Angehörigen oder dem Pflegepersonal übermittelt. Dabei können folgende Aspekte beobachtet und gemeldet werden:
Mit diesen Statusmeldungen der intelligenten Matratzen erhalten Sie als Angehöriger, aber auch die Pflegekräfte eine objektive Handlungsgrundlage, was vor allem bei kritischen Ereignissen wie beispielsweise dem Herausfallen aus dem Bett entscheidend für eine sofortige Reaktion ist.
Eine ebenso sinnvolle Wahrnehmung dieser Dekubitus-Matratzen sind Statusmeldungen aufgrund des Risikofaktors Feuchtigkeit. Denn damit erfolgt bei vielen Modellen eine aktive Belüftung. Einzelne Bereiche der Matratze, die als Druckluftkammern bei einem Wechselsystem fungieren, sind laserperforiert und können so ständig geringe Luftmengen abgeben. Die entweichende Luft ist trocken und kann Wasserdampf aufnehmen. Damit wird die Feuchtigkeit von der liegenden Person weg befördert und das Risiko der Mazeration der Haut wird minimiert.
Im Unterschied zu dieser aktiven Belüftung gibt es auch die passive Belüftung, die darauf basiert, dass offenporige Schaumstoffe der Dekubitus-Matratze bzw. deren strukturierte Oberfläche den eher gemäßigten Abtransport von Feuchtigkeit und Wärme durch den Diffusionsprozess ermöglichen.
Bevor Sie sich für eine Dekubitus-Matratze oder ein anderes System der Dekubitus-Hilfsmittel entscheiden, sollten Sie genau die Bedürfnisse Ihres pflegebedürftigen Angehörigen prüfen. Dabei geht es um folgende Punkte, etwa
Haben Sie Antworten auf die obigen Fragen gefunden, kann eine optimale Hilfsmittelversorgung erfolgen. Wichtig ist aber, dass Sie regelmäßig überprüfen, ob diese auch nach wie vor geeignet ist und das angestrebte therapeutische Ziel auch erreicht werden kann. Achten Sie auch immer darauf, dass Ihr pflegebedürftiger Angehöriger mit dem gewählten Hilfsmittel auch zurechtkommt.
Zudem muss klar sein, dass trotz Nutzung eines der beschriebenen Dekubitusprophylaxe-Systeme eine weiterhin kontinuierliche Umlagerung nicht ausbleiben kann. Die Lagerungsintervalle können aber entsprechend verlängert werden.
Wenn Ihr pflegebedürftiger Angehöriger hauptsächlich sitzend gelagert ist, sollten Sie auf einige Besonderheiten achten, um Dekubitus zu vermeiden. Dazu gehört, dass