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So finden Sie besten Hörgeräte für Senioren

Geschrieben von libify | Sep 9, 2024 10:30:00 PM

Für viele ist eine beginnende Schwerhörigkeit im Alter noch immer ein Tabu, das lange ignoriert wird. Entsprechend dauert es dann auch oft einige Zeit, bis sich Betroffene einer Untersuchung stellen und sich mit dem Thema Hörgeräte auseinandersetzen. Dabei ist ein nachlassendes Gehör nicht nur schwierig im Alltag, es führt auch zu sozialer Isolation und kann in Situationen wie dem Straßenverkehr gefährlich werden.  

Demgegenüber steht eine Technik, die sich ständig verbessert und heute schon unglaublich ausgefeilt ist. Mit verschiedenen Modellen und Ansätzen können Sie Ihrem individuellen Hörproblem begegnen und Entspannung zurückgewinnen. Doch welche Hörgeräte gibt es, was können sie und worauf sollten Sie bei der Anschaffung achten?

 

Wie funktioniert ein Hörgerät?

Ein Hörgerät besteht im Allgemeinen aus einem Mikrofon, das den Schall aufnimmt, einen Verstärker oder Wandler und einem Lautsprecher, der die aufgenommenen Geräusche zielgerichtet abgibt. Der Verstärker wandelt den Schall zuerst in elektronische Impulse um, die in dieser Form unterschiedlich bearbeitet werden können, um den individuellen Hörproblematiken wie auch -gewohnheiten exakt zu entsprechen. Das kann Rauschunterdrückung sein, Verstärkung oder Verminderung der hohen oder tiefen Frequenzen oder Filterung von Störgeräuschen wie Straßenlärm oder Stimmengewirr. In diesem Schritt erkennt das Programm auch mit den Betroffenen geführte Gespräche und kann diese spezifisch gegenüber anderen Geräuschquellen verstärken.

Welche Arten von Hörgeräten gibt es?

Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte

Die Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO-Geräte) trägt man, wie der Name schon sagt, größtenteils hinter der Ohrmuschel. Ein Passstück, die sogenannte Otoplastik, wird wie ein Ohrstöpsel in das Ohr gesteckt und überträgt so den Schall hinein. 

Der Vorteil von HDO-Geräten liegt klar darin, dass für Batterie und Elektronik genug Platz vorhanden ist, sodass diese Geräte oft langlebiger sind, einfach gewartet und gereinigt oder ausgetauscht werden können. Zudem können Betroffene sehr selbstbestimmt entscheiden, wann sie die Geräte tragen und sind nur einem sehr niedrigen Rückkopplung Risiko ausgesetzt. HDO-Geräte eignen sich bei leichtem bis mittlerem altersbedingtem Hörverlust.

Der Nachteil liegt vor allem im Tragekomfort. Trotz individuell angepasster Ohrstücke wird vielen Betroffenen auf Dauer das Gefühl unangenehm, den Ohrstecker zu tragen. Für Brillenträger kommt hinzu, dass es kaum oder nur kurze Zeit erträglich ist, auf der Ohrmuschel beide Geräte abzustützen.

Ähnlich wie die HdO-Geräte sind RIC-Geräte ("Receiver in canal”) oder Ex-Hörer-Geräte aufgebaut. Sie haben eine etwas andere Elektronik, besitzen aber ebenfalls ein Gehäuse, das den Schall aufnimmt, und ein Passstück für das Ohr, das den Schall hineingibt. Sie sind dünner und dadurch wesentlich weniger sichtbar als herkömmliche HDO-Geräte, jedoch auch pflege- und wartungsintensiver. 

Im-Ohr-Hörgeräte

Im-Ohr-Geräte unterteilen sich in Hörgeräte, die sich im Ohr befinden (ITE = “in the ear”), im Gehörgang (ITC = “in the canal”) oder komplett im Gehörgang sind bzw unsichtbar von Außen (CIC = “complete in canal” bzw IIC = “invisible”). Alle drei Typen sind nicht oder nur kaum von außen erkennbar als Hörgeräte, weil sie entweder nicht hervorragend oder kosmetisch an die Hautfarbe angepasst sind.

Die Unauffälligkeit der Geräte macht sie für viele attraktiver, auch wenn sie mehr Feinmotorik beim Einsetzen erfordern und häufiger Probleme mit Ohrenschmalz oder Feuchtigkeit begegnen. Die Geräuschverarbeitung und -übermittlung ist allerdings meist besser als bei HDO-Geräten. Im Gegensatz zu den HDO-Geräten sind IDO-Geräte zudem ausschließlich in der Ohrmuschel bzw. im Gehörgang angebracht, sodass sich keine Probleme mit Brillen ergeben. 

Tinnitus-Hörgeräte

Neben dem Hörverlust ist im Alter auch häufig ein Tinnitus ein Grund für ein Hörgerät. Dabei handelt es sich um ein Phantomgeräusch, das Betroffene ohne erkennbare Schallquelle wahrnehmen. Meist wird es als Pfeifen oder Klingeln im Ohr empfunden.

Tinnitus-Hörgeräte sind anders als sonstige Hörgeräte keine Verstärker oder Leiter von Schall, sondern ein Gerät, das permanentes Rauschen erzeugt. Diesen “Lärm” nennt man White Noise oder Weißes Rauschen. Das anhaltende Störgeräusch wird nicht dominant beim Hören wahrgenommen, sorgt aber dafür, dass das Pfeifen des Tinnitus weitaus weniger laut oder deutlich wirkt.

Cochlea-Implantat

Eine spezielle Form von Hörgeräten stellen Hörprothesen dar, die im Körper implementiert werden und auf den Hör- oder andere Nerven direkt einwirken, anstatt nur Schall zu verstärken. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn eine schwere Hörschädigung vorliegt oder der Hörverlust aus anderen Gründen nicht durch Lautstärke kompensiert werden kann. Typischerweise ist das bei vollständig Ertaubten der Fall, deren Haarsinneszellen zu stark zerstört sind. 

Cochlea-Implantate werden üblicherweise nicht bei Altersschwerhörigkeit eingesetzt, da sie eine intensive Operation erfordern und altersbedingter Hörverlust fast ausschließlich über Lautstärke zu kompensieren ist.

 

Worauf müssen Sie bei einem Hörgerät achten?

Audiologische Untersuchung

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Hörvermögen beeinträchtigt ist, führt ein Audiologe eine standardisierte Untersuchung durch. Das kann ein niedergelassener Hörakustiker sein, aber auch bei entsprechender Qualifikation Ihrer HNO-Ärztin oder Ihrem Neurologen.

In der Untersuchung wird Ihr bestehendes Hörvermögen getestet. Das geschieht durch subjektive Hörtests, also Tests, bei denen Sie direkt mitarbeiten, und objektiven Hörtests, bei denen Ihr Hörsystem und die Weiterleitung von Impulsen in den Hörnerven im Fokus stehen. 

Abhängig vom Ergebnis wird Ihnen dann ein Hörgerät oder andere Maßnahmen empfohlen. Nehmen Sie diese Empfehlung ernst und begegnen Sie idealerweise schon früh leichtem Hörverlust, um Ihren Alltag stressfrei zu halten.

Passform und Tragekomfort

Das Hörgerät soll Ihren Alltag unterstützen und nicht beeinträchtigen. Daher ist der Tragekomfort kein Luxusgut, sondern notwendig. Ihre Otoplastik sollte perfekt angepasst sein und bei einem HDO-Gerät der Verstärker nicht unangenehm auf das Ohr oder die Kopfhaut drücken. 

Die Anpassung nimmt Ihr Hörgeräteakustiker vor. In der Regel dauert die Anpassung mehrere Wochen und nimmt mehrere Termine in Anspruch, da Sie mit der Zeit durch die Gewöhnung das Gerät anders wahrnehmen und daher nachträglich oft noch weitere Veränderungen nötig sind.

Bedienung des Hörgeräts und Gewöhnungszeit

Sie sollten sich gründlich mit der Bedienung Ihres Hörgerätes auseinandersetzen. Denn oft verstecken sich in den High-Tech-Geräten nicht nur Lautstärke und Geräuschunterdrückung, sondern eine Vielzahl an programmierbaren Möglichkeiten wie feste Voreinstellungen zu Umgebungen, in denen Sie häufig sind, oder Schnittstellen zur Induktionsschleifen in Konzert- oder anderen Veranstaltungsorten.

Lassen Sie sich und Ihrem Hörsystem genug Zeit, sich an das Gerät zu gewöhnen und nutzen Sie die Zeit für die technische Entdeckung. Diese Zeit brauchen Sie, denn die Technik gibt Klang nicht exakt so wieder, wie Sie das von zuvor gewohnt sind. Insbesondere je mehr Zeit Sie bereits mit vermindertem Hörvermögen verbracht haben, desto länger dauert die Gewöhnung an das “neue” Hören.

Reinigung und Wartung

Ein Hörgerät muss täglich gereinigt und regelmäßig gewartet werden. Die Reinigung zeigt Ihnen Ihr Hörgeräteakustiker, da die Geräte meist feuchtigkeitsempfindlich sind und zudem bei unsachgemäßer Reinigung Ohrenschmalz hineingelangen kann. Ungereinigt wird nicht nur das Klangbild langfristig beeinträchtigt, es kann auch Ohrinfektionen begünstigen und erhöht das Schadensrisiko.

 

Wann braucht man ein Hörgerät?

Ein Hörgerät ist bereits bei leichtem Hörverlust zu empfehlen. Denn je schwerwiegender die Taubheit wird, desto mehr greift sie in den Alltag ein. Vor allem führt dies zu sozialer Isolation, da Betroffene kaum noch Gespräche wahrnehmen und sich durch die Taubheit unsicher fühlen. Auch sprechen sie oft unbewusst wesentlich lauter, um die eigene Stimme noch wahrzunehmen, was für das Gegenüber unhöflich und unangenehm ist. Umso wichtiger ist es, das Problem ernst zu nehmen, bevor die mentale Gesundheit darunter leidet und es im schlimmsten Fall zu kompletter Isolation und Depressionen kommt. Der Hörverlust birgt aber auch eine Gefahr für Betroffene, da sie nahende Bedrohungen nicht mehr hören können, ebenso wie Warnungen vor solchen. Gerade im Straßenverkehr führt das zu vielen Unfällen mit herannahenden Autos, da Senioren, die noch im Straßenverkehr teilnehmen, häufig andere Verkehrsteilnehmer übersehen und nicht gehört haben.

Was kostet ein Hörgerät?

Ein Hörgerät kostet zwischen ca. 500 und mehreren tausend Euro. Der Preis ist abhängig vom Funktionsumfang, aber auch vom Aufwand der Befestigung und Faktoren wie medizinische Vorgeschichte oder erschwerende Anpassungsbedingungen bei z.B. Ohramputationen oder Vernarbung. Dazu kommen Wartung und gegebenenfalls Reparatur, ebenso wie Utensilien zur Reinigung. 

Kostenübernahme durch Krankenkasse

Ein Hörgerät gilt als Medizinprodukt. Daher werden die Kosten für ein Hörgerät durch die Krankenkasse bezuschusst, sofern eine Verordnung einer HNO-Fachpraxis vorliegt, die bestätigt, dass ein Hörverlust von mindestens 30 Dezibel vorliegt. Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach der Hilfsmittel-Richtlinie der gesetzlichen Krankenversicherungen, die in §18 bis §31 verschiedene Ausprägungen von Hörverlust definiert und die Kostenübernahme dafür festlegt.

Der erstattungsfähige Betrag liegt zur Zeit beiden meisten gesetzlichen Krankenkassen zwischen 685 bis 734 Euro pro Ohrseite, je nach Schweregrad der Hörbeeinträchtigung. Auch trägt die Krankenkasse die nötigen Reparaturen und Wartung. Versicherte müssen lediglich eine Zuzahlung von 10 Euro pro Hörgerät leisten, sofern sie nicht von der Zuzahlung befreit sind. Alle sechs Jahre können Sie auch eine neue Hörhilfe beantragen.

Bezuschusste Geräte müssen mindestens drei Hörprogramme aufweisen, vier einstellbare Frequenzkanäle, eine Mehrmikrofontechnik, Störlärm- und Rückkopplungsunterdrückung beinhalten und volldigital sein. Hörgeräte, deren Umfang die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen übersteigt, erfordern eine Zuzahlung der versicherten Person. 

Kostenübernahme durch andere Stellen

In wenigen Fällen kann eine Kostenübernahme nicht durch die Krankenkasse, sondern durch eine andere Stelle erfolgen. Wenn das Hörgerät nicht allein aus medizinischen Gründen notwendig ist, sondern ein Arbeitshilfsmittel darstellt oder Teilhabe schafft, so können auch Agentur für Arbeit, Rententräger, Beamtenfürsorge, Kassen der Unfallversicherung oder die Landeswohlfahrtsverbände zuständig sein.

Allerdings muss dafür der besondere Bedarf nachgewiesen sein. Das ist regelmäßig der Fall, wenn der Hörverlust gravierend ist und alleinverantwortlich die Erwerbsarbeit erheblich beeinträchtigt oder wenn der Hörverlust aufgrund eines Arbeitsunfalls entstanden ist. Auch wer in seiner Arbeit auf ein besonders gutes Gehör angewiesen ist, kann über diese Stellen Zuschüsse für ein Hörgerät erhalten.

 

Fazit - Die besten Hörgeräte für Senioren

Auch wenn sich Betroffene oft im ersten Moment nicht eingestehen wollen, ist es wichtig, dass Hörprobleme ernst genommen werden und entsprechend darauf reagiert wird. Die Fähigkeit zu hören beeinflusst nicht nur die Kommunikation, sondern auch die allgemeine Lebensqualität. Glücklicherweise gibt es mittlerweile für jeden Bedarf das passende Hörgerät, sei es diskret und fast unsichtbar oder hochmodern mit Bluetooth-Konnektivität. Indem man das beste Hörgerät für sich aussucht, kann die Lebensqualität enorm verbessert werden. So kann man trotz verminderter Hörfähigkeit uneingeschränkt am Alltag teilnehmen und das Altern genießen.