Barrierefreies Wohnen ist in jungen Jahren noch für viele keinen Gedanken wert ist, erlangt dann im Alter oder infolge von schweren Erkrankungen und Unfällen eine besondere Bedeutung. Immerhin sind in Deutschland etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung auf Barrierefreiheit in ihrem Zuhause zwingend angewiesen, immer noch stattliche 30 bis 40 Prozent brauchen sie als grundlegende Unterstützung in ihrem Alltag.
Wer bei seinem Zuhause auf barrierefreies Wohnen setzt, hat dazu zahlreiche Möglichkeiten. Denn allein schon der Aufbau des Gebäudes, aber auch der Zuschnitt der Räume und deren Innengestaltung können ein stolperfreies Leben gewährleisten.
Wenn Sie die Barrierefreiheit beim Wohnen schon beim Bau Ihres Zuhauses berücksichtigen möchten, gilt der Bungalow als ideale Gebäudeform. Denn bei diesem sind alle Wohnräume auf einer Ebene. Sollten Sie mehr Platz benötigen und auf ein Mehrfamilienhaus mit mehreren Stockwerken setzen müssen, gilt es die Erreichbarkeit der oberen Etagen zu gewährleisten. Hier ist natürlich der Einbau eines Fahrstuhls die erste Wahl oder aber Sie achten auf die Eignung des Treppenhauses für einen Treppenlift. Für die Raumplanung gilt es, auf offene großzügige Wohnbereiche zu setzen.
Das sichere Hinauf- und Hinabkommen in unterschiedliche Stockwerke gewährleisten, wie bereits erwähnt, Treppen- oder Plattformlifte und Aufzüge. Neu auf dem Markt und sehr praktisch sind sogenannte Magnet-Doppeldichtungen, durch die Türschwellen nicht mehr als Stolperfallen auffallen. Wichtig ist, dass Sie diese Innovation immer entsprechend an die Räumlichkeiten, aber auch an die gesundheitliche Situation anpassen.
In erster Linie wird bei Rampen zwischen solchen, die mobil für den Einsatz an unterschiedlichen Orten gedacht sind, und solchen, die fest montiert sind, unterschieden. Die sogenannten Schwellenrampen sind vor allem zur Überwindung von Türschwellen und Balkonübergängen geeignet. Sie finden am Markt sowohl einteilige als auch mehrteilige Varianten, die entweder fix montiert oder aber beim Türschließen entfernt werden müssen.
Die Stufenrampen sind gut geeignet, um zwei oder drei Treppenstufen zu überwinden. Meist sind sie für den lokalen Einsatz gedacht und können – wenn es notwendig ist – auch bewegt werden. Sie verfügen über eine gängige Breite von 80 Zentimeter und sind zwischen 100 und 290 Zentimeter lang. Die Höchstbelastbarkeit liegt bei 250 Kilogramm.
Sogenannte Profilrampen sind eine weitere Option, um ein Zuhause barrierefrei zu gestalten. Sie sind dann gefragt, wenn die einfachen Stufenrampen nicht mehr ausreichen, etwa wenn Sie eine größere Anzahl von Stufen überwinden müssen. Es gibt sie in Versionen mit Geländer, was die Sicherheit beim Fortkommen zusätzlich unterstützt.
Auch wenn bei vielen erst einmal der Fokus darauf gerichtet ist, alles auf einer Ebene anzusetzen, sollten Sie beim Thema barrierefreies Wohnen Fenster und Türen nicht vergessen. In erster Linie geht es hier um die Haustüre, aber auch etwaige Balkon- oder Terrassentüren und Innentüren sind zu beachten.
Zunächst geht es darum, dass die Türen allesamt breit genug sind, um sie eventuell auch mit einem Rollstuhl passieren zu können. Auch Tür- oder Bodenschwellen sollten nicht vorhanden sein. Achten Sie bei der Wahl für die Außentür darauf, dass sie gut entwässert wird, damit der Regen nicht über die flachen Bodenschwellen ins Haus oder Zimmer eindringen kann.
Was die Wahl der Fenster betrifft, so gilt es für das barrierefreie Wohnen darauf zu achten, dass sie mit Griffen ausgestattet sind, die benutzerfreundlich sind. Zudem macht es Sinn, darauf zu achten, dass sie möglichst niederschwellig oder sogar bodentief ausgeführt sind, um jederzeit einen Blick ins Freie werfen zu können.
Im Badezimmer ist natürlich eine bodentiefe Dusche für die Barrierefreiheit im eigenen Zuhause das Wichtigste. Achten Sie auch darauf, dass Sie darin eine Sitzgelegenheit anbringen können, die bei Bedarf den Duschvorgang erleichtert oder sogar eigenständig ermöglicht. Dabei können Sie entweder auf eine klappbare Variante setzen oder einen fixen Einsatz verwenden. Es gibt auch Badewannen, die mit einem speziellen Zugang versehen sind, auch wenn der Standard für barrierefreies Wohnen eher auf die Version der ebenerdigen Dusche setzt.
Gerade die Badewanne – für viele weitaus mehr als ein Ort zur Körperpflege – wird im Alter oft ein Problem. Dafür ist meist der oft zu hohe Badewannenrand verantwortlich, der für viele mit wachsender Unsicherheit und mit viel Kraftanstrengung überwunden werden muss. Im Vergleich dazu ist eine ebenerdige Dusche nicht nur barrierefrei, sondern bietet viel Sicherheit und Komfort. Sie ist einfach zu begehen und bietet – wenn ausreichend Platz vorhanden ist – vielleicht sogar die Möglichkeit für Rollstuhlfahrer, sich eigenständig duschen zu können.
Wenn Sie im Sinne des barrierefreien Wohnens die derzeitige Badewanne zu einer Dusche umbauen möchten, können Sie dies meist sehr rasch und einfach lösen. Denn die Wanne wird einfach entfernt und sofern die Bodenfliesen verbleiben, müssen die Rohre neu verlegt werden. Die Duschfläche entsteht aus der Fläche, die ursprünglich für die Wanne gebraucht wurde. Damit haben es auch später Pflegekräfte oder pflegende Angehörige einfach, dem Betroffenen bei der Körperpflege zu helfen.
Die Kosten für den Umbau von der Badewanne zur Dusche hängen von mehreren Faktoren wie der Größe und der Einbausituation ab. Vergessen Sie nicht auf eine entsprechende Qualität bei der Ausstattung der Dusche zu setzen, womit Sie erfahrungsgemäß zwischen 4000 und 6000 Euro für den Komplettumbau kalkulieren sollten.
Mehr Informationen zum altersgerechten Badumbau finden Sie HIER.
Neben einer ebenerdigen Dusche, die viel zu einer Barrierefreiheit im Badezimmer beiträgt, gibt es weitere Komponenten, auf die Sie achten sollten. Unterfahrbare Waschbecken zum Beispiel und eine nicht zu niedrig angesetzte Toilette tragen wesentlich dazu bei, dass Sie sich barrierefrei bewegen können. Setzen Sie zudem auf flexible Möbel und einen Boden, der keine Rutschgefahr birgt.
Was die Küche betrifft, so tragen hier im Wesentlichen gut erreichbare Arbeitsflächen zu einer Barrierefreiheit bei. Dabei kommt es nicht darauf an, ob Sie im Stehen oder Sitzen alltägliche Küchenarbeiten erledigen.
Im Schlafzimmer gilt es auf ein vergleichsweise hohes Bett zu achten, damit Ihnen das Aufstehen leichter fällt. Umgekehrt gilt es bei Schränken allzu hohe Höhen zu vermeiden. Zudem sind Griffe ideal, mit denen Sie einzelne Schrankflächen auf eine individuell komfortable Körperhöhe bewegen können.
Die größtmögliche Barrierefreiheit gibt es mit automatisierten Elementen. Damit können Sie sowohl Fenster und Türen bedienen als auch zum Beispiel die Heizung regeln. Für ersteres gibt es Möglichkeiten der Bedienung über eine Fernbedienung oder sogar über Ihr Smartphone mittels Touchscreen.
Türen und den Eingangsbereich können Sie mit Fingerprint-Systemen aufrüsten. Damit ist nicht nur eine Bedienung einfacher und komfortabler, sondern es erhöht zudem Ihre Sicherheit im eigenen Zuhause.
Die häusliche Pflege wird erleichtert, die Belastungen aller Beteiligten wird auf ein Minimum reduziert. Die Förderung der selbstständigen Lebensführung ist das Ziel der Umbaumaßnahmen. Es gibt unterschiedliche Maßnahmen, die gefördert werden. Dazu zählen zum Beispiel eine Verbreiterung der Türen, aber auch der Einbau von Rampen oder Treppenliften. Natürlich können Sie damit auch die Umgestaltung Ihres Badezimmers umsetzen.
Beachten Sie, dass bei einer Haushaltsführung von mehreren pflegebedürftigen Personen der Zuschuss der Pflegekasse bis zu viermal geleistet wird. Damit können Sie bis zu 16 000 Euro für notwendige Umbaumaßnahmen erhalten. Weiterhin ist wichtig, dass Sie den Antrag zur Förderung vor Beginn des Umbaus einbringen. Sie können dies mit einem formlosen Schreiben machen, in dem Sie die notwendigen Maßnahmen beschreiben und begründen. Dabei geht es um deren Gesamtheit, nur wenn sich der Pflegebedarf in der Folge ändert, können Sie erneut einen Zuschuss bei der Pflegekasse beantragen.
Die KfW versteht sich als nationale öffentlich-rechtliche Förderbank und vergibt Kredite, die zinsgünstig sind, oder sogar richtige Zuschüsse. Wenn für Sie barrierefreies Wohnen ein Thema ist, sollten Sie das Förderprodukt 455, „den Investitionszuschuss für altersgerechten Umbau“ kennen. Sie erhalten dabei für den Umbau und der damit verbundenen Erhöhung des Wohnkomforts bis zu 6 250 Euro als Zuschuss.
Die zweite Möglichkeit, die die KfW bietet ist das Förderprodukt 159, „der Altersgerecht Umbauen –Kredit“. Mit diesem Kredit können Sie Barrieren in Ihrem Zuhause abbauen, damit den Wohnkomfort ausbauen sowie Einbruchschutzmaßnahmen fördern lassen. Als Privatperson stehen Ihnen hier bis zu 50 000 Euro Kredit pro Wohneinheit zur Verfügung.
Die KfW unterstützt also auf unterschiedlichen Arten, wobei Maßnahmen wie etwa
gefördert werden. Nicht von der Förderungsmöglichkeit umfasst sind Ferienhäuser und Ferienwohnungen, aber auch Garten- oder Gerätehäuser sowie Garagen und gewerblich genutzte Flächen und Gebäude. Die Fördermaßnahmen der KfW gelten auch nicht für Pflege- oder Altenheime oder zur Umschuldung bereits bestehender Kredite oder Finanzierungen.
Wenn Sie einen Förderantrag bei der KfW stellen möchten, müssen Sie sich für ein Produkt entscheiden. Sie können allerdings für den Umbau des Wohnraumes zwei separate Anträge stellen.
Wie Sie den KfW Zuschuss beantragen können und welche Voraussetzungen gelten, können sie HIER nachlesen.
Wer einen Pflegegrad hat, kann auch Zuschüsse von der Pflegeversicherung für den barrierefreien Umbau seines Zuhauses beantragen. Diese werden unter der Überschrift „Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ zusammengefasst und sind mit bis zu 4000 Euro dotiert.
Beachten Sie bitte, dass es nicht möglich ist, zum einen den Zuschuss der Pflegeversicherung zu beantragen und zum anderen auf eine KfW-Förderung zu hoffen. Es gibt nämlich keinerlei Kombinationsmöglichkeit der unterschiedlichen Förderprogramme. Deshalb macht es Sinn, im Vorfeld genau zu überlegen, welcher Zuschuss oder welche Förderung für Ihre geplanten Umbauarbeiten am meisten bringt.
Auch die Bundesländer und Kommunen gewähren Förderungen, die jedoch regional stark unterschiedlich ausfallen. Dies betrifft sowohl den Inhalt, als auch die Schwerpunkte und die einzelnen Bewilligungskriterien. Es ist also durchaus ratsam, vor Beginn der Maßnahmen das Thema zu recherchieren und das passende Förderprogramm herauszufinden. Einen entsprechenden Einblick über die Förderprogramme finden Sie in der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Ansprechpartner sind aber auch die örtlichen Wohnraumförderstellen sowie die zuständigen Staats- und Landesbanken.
Im Hilfsmittelverzeichnis der Krankenversicherung finden Sie mehr als 30 000 Produkte, die bei Krankheit und Pflegebedarf das Leben für Betroffene einfacher machen sollen. Hier ist vor allem die Produktgruppe 04, die sogenannten Badehilfen, zu erwähnen. Es geht dabei um Hilfsmittel wie Sicherheitsgriffe oder Badewannensitze und Duschhilfen.
Beachten Sie in diesem Zusammenhang, das Förderbudget nicht für solche Hilfsmittel zu verwenden, die eventuell auf ärztliche Verordnung von der Krankenkasse bezahlt werden.
Wenn Sie infolge einer Berufskrankheit oder eines Arbeitsunfalles pflegebedürftig werden und eine Adaptierung Ihrer Wohnraumsituation notwendig wird, springt die Unfallversicherung ein. Sie erhalten dann die sogenannte Wohnungshilfe, bei der es sich oft nicht bloß um einen Zuschuss, sondern die komplette Kostenübernahme durch die Kasse handelt.
Die Wohnungshilfe wird dann gewährt, wenn die Behinderung oder Einschränkung dauerhaft ist, wobei auch Faktoren wie die Wohnungsgröße oder wie viele Personen im Haushalt des Betroffenen wohnen, zur Entscheidung zur Gewährung beitragen. Wichtig ist, dass es sich um zweckmäßige Umbaumaßnahmen handeln muss. Etwaige Schönheitsreparaturen werden nicht bezahlt.
Auch weitere Maßnahmen werden unterstützt:
Wichtig ist, dass Sie den Antrag für diese Fördermaßnahme bei der gesetzlichen Unfallversicherung im Vorfeld stellen. Wenn der Umbau oder die Adaptierung tatsächlich dringend sind, können Sie zusätzlich einen Antrag auf vorzeitigen Baubeginn einbringen.