Ein Pflegetagebuch kann entscheidend sein, um den tatsächlichen Pflegebedarf einer Person nachvollziehbar zu dokumentieren. Es erfasst detailliert alle täglichen Pflegetätigkeiten und ist ein wertvolles Hilfsmittel, wenn es darum geht, den passenden Pflegegrad zu beantragen oder eine Erhöhung zu bewirken. Doch wie genau funktioniert es, und was sollte darin festgehalten werden? Erfahren Sie in unserem Artikel, wie ein Pflegetagebuch geführt wird und wie es den Pflegeprozess transparent unterstützt.
Ein Pflegetagebuch ist ein Dokument, in dem Pflegebedürftige oder deren Angehörige alle täglichen Pflege- und Betreuungsmaßnahmen detailliert festhalten. Es dient dazu, den individuellen Pflegebedarf zu dokumentieren, indem alle Unterstützungshandlungen wie Hilfe bei der Körperpflege, Ernährung, Mobilität sowie soziale Betreuung schriftlich erfasst werden.
Das Pflegetagebuch ist besonders wichtig, wenn ein Pflegegrad beantragt oder ein höherer Pflegegrad bewilligt werden soll, da es den Pflegekassen und Gutachtern des Medizinischen Dienstes (MDK) einen klaren Überblick über den tatsächlichen Pflegeaufwand gibt. Anhand dieser Aufzeichnungen kann die Pflegebedürftigkeit besser eingeschätzt und die erforderliche Unterstützung optimal angepasst werden.
Wenn Sie einen Pflegegrad für Ihren unterstützungsbedürftigen Angehörigen beantragen, wird dieser von einem Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung begutachtet und eingestuft. Doch ein Besuch allein reicht dazu meist nicht aus. Eine wichtige Unterstützung und Hilfe ist daher die Dokumentation des täglichen Aufwandes an Pflegeleistungen in einem Pflegetagebuch.
Ein Pflegetagebuch sollte daher geführt werden, um den tatsächlichen Pflegebedarf einer Person umfassend und nachvollziehbar zu dokumentieren. Es bietet mehrere Vorteile:
Transparenz für die Pflegekasse: Ein gut geführtes Pflegetagebuch liefert wichtige Informationen für die Pflegekasse oder den Medizinischen Dienst, insbesondere bei der Beantragung oder Neubeurteilung eines Pflegegrads. Es zeigt genau, wie viel Unterstützung im Alltag benötigt wird und welche Art von Pflege nötig ist, was die Einstufung erleichtert.
Beweismittel für Pflegegrad-Einstufung: Da die Dokumentation alle Tätigkeiten detailliert erfasst – von der Körperpflege über Mobilitätshilfen bis hin zur sozialen Betreuung – kann das Pflegetagebuch als wichtiges Beweismittel dienen, um den Pflegeaufwand im Bedarfsfall zu belegen.
Unterstützung für Angehörige und Pflegende: Ein Pflegetagebuch bietet Angehörigen oder professionellen Pflegenden eine hilfreiche Orientierung und Struktur im Pflegealltag. Es erleichtert die Planung und Dokumentation von Pflegemaßnahmen und unterstützt dabei, die Pflege regelmäßig zu reflektieren und anzupassen.
Zusammengefasst ist das Pflegetagebuch eine wertvolle Unterstützung, um den Pflegebedarf zu belegen und die Qualität der Pflege zu sichern.
Die meisten Pflegetagebücher haben entsprechende Vorlagen, die Ihnen eine Hilfestellung geben wie Sie Art, Dauer und Zeit der Hilfeleistung genau festhalten. In einem Pflegetagebuch wird die Unterstützung strukturiert und möglichst detailliert dokumentiert. Dabei sind folgende Punkte üblich:
Datum und Zeit: Jedes Eintragungsdatum und -zeitpunkt wird festgehalten, um den Pflegeaufwand an bestimmten Tagen und zu bestimmten Tageszeiten nachvollziehen zu können.
Tätigkeitsbeschreibung: Jede durchgeführte Pflegetätigkeit wird genau beschrieben. Zum Beispiel wird notiert, ob Hilfe beim Anziehen, beim Baden oder bei der Nahrungsaufnahme benötigt wurde. Auch die Art der Unterstützung (vollständig oder teilweise) wird festgehalten.
Dauer der Tätigkeiten: Die Dauer der Unterstützung wird vermerkt, z.B. „10 Minuten Hilfe beim Anziehen“ oder „30 Minuten Hilfe bei der Essenszubereitung“. Dies ist wichtig, um den zeitlichen Pflegeaufwand realistisch abzubilden.
Besondere Beobachtungen: Falls bestimmte Situationen auffallen, wie z. B. ein verschlechterter Gesundheitszustand oder Stimmungsschwankungen, werden diese kurz beschrieben. Auch Veränderungen im Pflegebedarf oder besondere Vorkommnisse sollten notiert werden.
Emotionale und soziale Unterstützung: Aktivitäten, die zur sozialen Betreuung beitragen, wie gemeinsames Essen, Spazierengehen oder Gespräche, werden ebenfalls festgehalten, da sie Teil der ganzheitlichen Pflege sind.
In einem Pflegetagebuch werden alle Pflege- und Betreuungsmaßnahmen detailliert erfasst, um den Pflegebedarf und die tägliche Unterstützung umfassend zu dokumentieren.
Bei der Berechnung von Pflegezeiten orientieren sich Pflegekassen an festgelegten Richtwerten, die typische Pflegetätigkeiten und ihre durchschnittlichen Dauerzeiten umfassen. Die angegebenen Zeiten bieten einen Überblick, können aber je nach individueller Situation variieren.
Folgende Aspekte sollten darin enthalten sein:
Körperpflege: Tätigkeiten wie Waschen, Duschen, Anziehen, Kämmen und Mundhygiene werden aufgeführt, um den Umfang der Unterstützung in der täglichen Hygiene zu verdeutlichen. Für eine Ganzkörperwäsche sind etwa 20 bis 25 Minuten vorgesehen.
Mobilität: Alle Hilfestellungen, die zur Mobilität beitragen, wie Gehen, Stehen, Aufstehen oder Lagern, werden festgehalten. Dazu gehören auch Mobilitätshilfen wie Rollstühle oder Rollatoren. Für den kompletten Vorgang des Ankleidens werden etwa 8 bis 10 Minuten verrechnet.
Ernährung und Nahrungsaufnahme: Dokumentiert wird, ob und in welchem Umfang Hilfe beim Essen und Trinken benötigt wird, inklusive Unterstützung bei der Zubereitung von Mahlzeiten und Flüssigkeitszufuhr. Für die Hilfe zur Nahrungsaufnahme einer durchschnittlichen Hauptmahlzeit werden etwa 15 bis 20 Minuten berechnet.
Hauswirtschaftliche Versorgung: Tätigkeiten im Haushalt, die der Pflegebedürftige nicht selbstständig ausführen kann, wie Kochen, Putzen oder Einkaufen, werden ebenfalls notiert. Für diesen Punkt gibt es keine Orientierungszeiten, da jeder Haushalt für sich in Eigenschaft, Größe und Handhabung unterschiedlich ist.
Medikamentengabe und Gesundheitsüberwachung: Regelmäßige Unterstützung bei der Medikamenteneinnahme oder Beobachtungen von gesundheitlichen Veränderungen werden ebenfalls aufgenommen.
Soziale Betreuung und Begleitung: Auch unterstützende Tätigkeiten wie Begleitung zu Terminen, Freizeitaktivitäten oder das Führen von Gesprächen zur emotionalen Unterstützung werden festgehalten.
Durch diese Aufzeichnungen erhält man einen umfassenden Überblick über die notwendigen Unterstützungsleistungen, was die Pflegebedürftigkeit besser belegt und die Bedarfsprüfung für einen Pflegegrad erleichtert.
Ein Pflegetagebuch wird meist in Form eines Tabellenformats geführt, wobei jede Zeile eine Pflegehandlung darstellt, um eine klare Übersicht und Struktur zu gewährleisten. Vorschläge und Musterformulare für die optimale Zeiterfassung und die Führung eines Pflegetagebuches finden Sie online. Eine sehr aufschlussreiche Tabelle zum Zeitaufwand finden Sie zum Beispiel HIER.
Die Unterstützung, die Sie Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen gewähren, kann sehr unterschiedlich ausfallen und damit im Zeitaufwand variieren. Deshalb macht es Sinn, wie Sie beispielsweise Ihren Angehörigen beim Essen unterstützt haben. Haben Sie die Nahrung einfach in mundgerechte Stücke zerteilt oder haben Sie Ihren Angehörigen definitiv gefüttert.
Je nach Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen werden die Pflegetätigkeiten in Kategorien wie Unterstützung, Teilweise Übernahme, Vollständige Übernahme, Anleitung und Beaufsichtigung eingeteilt:
Teilweise Übernahme (TÜ): Der Pflegebedürftige benötigt Unterstützung, kann die Tätigkeit jedoch noch teilweise selbst durchführen.
Vollständige Übernahme (VÜ): Die Tätigkeit wird komplett vom Helfer übernommen, da der Pflegebedürftige sie nicht mehr eigenständig ausführen kann.
Anleitung (A): Der Pflegebedürftige wird angeleitet, eine Tätigkeit selbstständig durchzuführen, z.B. durch verbale Hilfestellung oder Motivationsanreize.
Beaufsichtigung (B): Eine Absicherung, bei der die Tätigkeit vom Pflegebedürftigen selbstständig durchgeführt wird, aber eine Kontrolle oder Schutzmaßnahme (z.B. wegen Verletzungsgefahr) notwendig ist.
Die beiden letztgenannten Formen der Hilfe für pflegebedürftige Angehörige sind vor allem für geistig und seelisch Beeinträchtigte, aber auch für psychisch Kranke und geistig verwirrte Personen gedacht. Damit können Sie (noch) vorhandene Fähigkeiten entsprechend fördern und erhalten.
Diese Einstufung hilft auch, Fähigkeiten der Pflegebedürftigen zu erhalten und sie gezielt zu fördern, was vor allem bei psychischen oder kognitiven Einschränkungen hilfreich ist.
Ein Pflegetagebuch ist ein wertvolles Hilfsmittel, um den tatsächlichen Pflegebedarf präzise zu erfassen und transparent darzustellen. Es sollte geführt werden, um tägliche Pflegehandlungen wie Körperpflege, Mobilität, Ernährung und hauswirtschaftliche Aufgaben nachvollziehbar zu dokumentieren. Diese detaillierte Aufzeichnung hilft dabei, den individuellen Pflegeaufwand sichtbar zu machen und unterstützt so bei der Beantragung oder Anpassung des Pflegegrades.
Zusätzlich gibt das Pflegetagebuch Angehörigen und Pflegepersonen eine klare Struktur und erleichtert es ihnen, den Pflegeverlauf kontinuierlich zu überwachen und gegebenenfalls anzupassen. Durch das Dokumentieren verschiedener Unterstützungsformen (wie Unterstützung, Anleitung, Beaufsichtigung) wird nicht nur die benötigte Hilfe festgehalten, sondern auch die Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen bestmöglich gefördert und erhalten.